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 Halbwesen

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Blake


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BeitragThema: Halbwesen   Halbwesen Icon_minitime1Do Jun 24, 2010 8:41 am

Halbwesen

Prolog - Das Meer

Ich wusste nicht, wieso ich hier stand. Sanfte Wellen schwappten um meine Füße und am nachtschwarzen Himmel zeichneten sich keine Sterne ab. Ich war alleine. Und mit alleine, meinte ich auch alleine. Ich stand bis zu den Fußgelenken in Salzwasser. Meine roten Haare wehten sanft um meine Schultern. Ich hatte keine Ahnung, wie ich hierher gekommen war. Es gab genau zwei Erklärungen: Ich konnte geschlafwandelt sein. Ja, das wäre möglich, aber das würde mich für völlig verrückt erklären, also schloss ich diesen Grund aus, obwohl er logischer war.
Allerdings konnte ich auch eine Art Adrenalien kick gehabt haben. Das passierte Menschen manchmal und man tat die unmöglichsten Sachen. Dieser Grund gefiel mit deutlich besser, allerdings passierte es mir nicht das erste Mal, dass ich mich Nachts im Meer - oder eher am Meer -, widerfand. Ich spürte keine Angst. Eigentlich spürte ich garnichts, nur das Wissen, wie ich hierher gekommen war.
"Das ist entweder total dähmlich oder total cool.", murmelte ich und staarte hinaus aufs Meer. Ich hatte es versucht, meiner Mum zu erklären, aber da konnte ich mich genauso gut mit einer leeren Katzenfutterdose unterhalten. Die würde mir vermutlich sogar zuhöhren. Ich presste die Lippen aufeinander und trat drei Schritte zurück, bis ich wieder den Sand unter meinen nackten Füßen spürte. Ich war aufgewacht, oder meinetwegen war auch mein Gehirn aufgewacht, als ich die Nässe gespürt hatte. Der Gedanke, dass mein Gehirn ausgeschaltet war, brachte mich zum grinsen. Aber es verschwand, so schnell es gekommen war. Ich drehte dem Meer den Rücken zu und schritt zurück zum Haus. Es war nicht weit, ein paar Meter und einmal hinfallen. Eine von pudersand übersehte Holztreppe führte hinauf zu unserem kleinen Haus, was mir eigentlich gefiel. Meinen Eltern jedoch nicht. Jedenfalls ging ich nun die Treppe hoch. Die von mir gestrichene, azurblaue Tür war offen, was ja eigentlich logisch war. Ich machte mir nicht die Mühe, mir den Sand von den Füßen zu reiben, trat ein und ließ die Tür hinter mir geräuschvoll ins Schloss fallen.
Niemand hatte mich bemerkt. Ich wusste nicht, ob ich das gutfinden sollte, oder nicht. Ich entschied mich schließlich dafür, dass ich es gutfand und beließ es dabei.
Obwohl es Nacht war, konnte ich gut sehen. Wie immer. Es schien garnicht so dunkel zu sein, auch wenn der Mond hinter den Wolken versteckt war. Ich trat zu einem ovalen Spiegel, dessen Rand golden verziert war. Er gehörte meiner Mutter und sie verbot es mir, auch nur einen einzigen Blick hinein zu werfen. Aber sie war nicht da (eigentlich schlief sie), also nutzte ich es aus und starrte mich selbst an.
Mein feuerrotes Haar lief mir über die Schultern. Zu meinen Haaren möchte ich kurz etwas sagen: Eigentlich habe ich dunkelblonde Haare. Durch einen dummen Streich meiner Freundin, die mir die Haare eigentlich platinblond färben sollte, hat sich 'angeblich' bei der Farbe geirrt. So kam es zu meinen orangeroten Haaren.
Der lange Seitenpony bedeckte eines der himmelblauen Augen. Es machte mir nichts. War ja klar, dass ich auch mit einem Auge gut sehen konnte.
Eigentlich war ich recht hübsch, hatte Sommersprossen, war schlank, hatte lange Beine und - ich will ja wirklich nicht eingebildet klingen -, wunderschöne Augen. Trotzdem war ich einfach kein Typ für Jungs. Eher ein Kumpeltyp.
Also stand ich da und starrte ausdrucklos in den Spiegel. Lange Zeit. Bis das Licht anging. Ich zuckte leicht zusammen, obwohl ich eigentlich damir hätte rechnen können. Im Obergeschoss waren Schritte zu höhren. Ich drehte mich um und bekam beinahe einen Herzkasper, als ich meine Mom mit einer ihrer Crememasken im Gesicht sah. Der Höhepunkt wäre gewesen, wenn sie sich noch Gurkenscheibchen auf die Augen gelegt hätte. Meine Mom hatte einen leichten Schlaf. Tagsüber war sie die Schönheitsgöttin, Nachts ein Monster. Ihre blonden Haare, aus denen langsam die Färbung entwich (sie waren eigentlich mausbraun), waren mit Lockenwicklern hochgesteckt. Weiße Creme war auf ihr Gesicht geklatscht wurden, wie ein Künstler, der Farbbecher auf sein Gemälde warf. Nur anders.
"Kate! Was machst du hier! Kind, es ist halb drei Uhr Morgens und du läufst hierrum! Mach, dass du ins Bett kommst!", rief meine Mum und ignorierte offensichtlich, dass mein Dad auch noch schlief. Mütter.
"Klar, Mom.", antwortete ich einfach, da ich keine Lust auf streiten hatte. Sie würde noch auf den Trichter kommen, meinen Dad zu wecken. Dann würde ich wieder Hausarrest bekommen. Wie immer. Meine Mom blickte mich noch einen Augenblcik wütend an, ehe sie sich umdrehte und zurück in ihr Zimmer stolzierte. Ich liebte meine Mom nicht und war oft eifersüchtig auf meine Freundinnen, die alle wundervolle Eltern hatten. Ich nahm manchmal an, dass ich im Krankenhaus einfach vertauscht worden war, denn es gab einfach keine Ähnlichkeit zwischen mir und meinen Eltern.
"Dir auch gute Nacht Mom!", rief ich nach oben, obwohl meine Mom mich wahrscheinlich nicht hörte. Meine Worte waren übrigens sarkastisch gemeint.

(Zweiter Abschnitt folgt!)
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BeitragThema: Re: Halbwesen   Halbwesen Icon_minitime1Mi Jul 14, 2010 4:27 am

(Mags niemand lesen ... ?)

Da ich natürlich nichts besseres zu tun hatte, verzog ich mich zurück auf mein Zimmer. Es lag, genau wie das Zimmer meiner Eltern, im Obergeschoss. Quasi die Treppe hoch, das zweite Zimmer links. Ich schlurfte um die Ecke, öffnete die alte Holztür, welche ich früher einmal himmelblau gestrichen hatte und nun die Farbe abblätterte, und schlug die Tür hinter mir extra laut zu. Mit einem genervten Seufzer ließ ich mich auf mein großes Bett fallen. Meine Füße waren sandig, aber das war mir grad ziemlich egal. Mir war immer alles ziemlich egal. Selbst, als meine Katze von einem Auto überfahren wurde, war es mir egal. Ich seufzte nochmals und schloss die Augen. Langsam drehte ich den Kopf zur Seite um im Schlaf nicht zu ersticken. Aus meinem Fenster schien mir helles Mondlicht entgegen. Die Wolken waren weg.


Kapitel 1 - Das Fledermausmädchen

Ich erwachte am nächsten Tag mit schlechter Laune und Augenringen. Ich stand im Badezimmer vor dem Spiegel und starrte mir mit funkelnden Ausdruck entgegen. Eine Haare sahen grausam aus, aber ich hatte keine Lust sie mir zu bürsten. Mein Glück war, dass ich keine Schule hatte, sondern Ferien. Welch eine Erlösung, kann ich nur sagen.
Und während meine Mom sich Tag für Tag aufbrezelte und ihre Haut mit Make-up zukleisterte, setzte ich auf dezente Wimperntusche.
Als ich aus dem Bad trat, hörte ich, wie unsere Haustür zuschlug. Ich trat zum Geländer und blickte hinunter in den blaugrau Gefliesten, runden Flur. Niemand war eingetreten, also hieß es wohl, dass meine Eltern wegwaren. Unwillkürlich musste ich lächeln. Sturmfrei. Die beste Zeit des Tages. Es war gut, endlich alleine zu sein, kein zeternde Stimme zu hören und niemanden mit crememasken in der Wohnung rumlaufen zu sehen. Ich sang viel, wenn ich alleine war. Und ich kann bur sagen, aber ich singe ziemlich gut. Auch wenn ich die hohen Töne so gut wie nie treffe.
Also lief ich von Zimmer zu Zimmer, machte mir einen Käsetoast, räumte mein Zimmer auf und summte und sang vor mich hin. Als ich fertig war und den Küchentisch abwischte, viel mein Blick zum Fenster. Am Himmel wallten dunkle Gewitterwolken. Ob es auch regnen würde? Ich zuckte mit den Achseln und trat aus dem Haus. Nassfeuchter Wind schlug mir entgegen, ließ meine Haare nach hinten wehen und meine Augen tränen. Ich wollte sofort wieder reingehen, aber etwas erregte meine aufmerksamkeit. Etwas weiter weg saß auf einer Bank eine Gestalt. Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Aber der starke Wind wehte mir Sandkörner ins Gesucht, was nicht gerade angenehm war. Trotzdem interssierte es mich, wer da auf der Bank saß. Als ich einige Schritte vortrat, hörte ich, wie die Tür hinter mir ins Schloss fiel. Ich hatte keinen Schlüssel. Ein Grund mehr, herauszufinden, wer diese Person war. Ich polterte die alte Holztreppe hinunter und lief die kleine, selten befahrene Straße hoch. DIe Gestalt regte sich nicht; nichteinmal, als ich nurnoch zwei meter entfernt stand. Merkwürdig.
"Hey ... kann ich dir vielleicht helfen?", fragte ich, ungewöhnlich und gleichermaßen falsch hilfsbereit. Ich bin mir niht sicher, ob mir dieser Satz schon jemals über die Lippen gekommen war. Die Person, welche friedlich mit dem Rücken zu mir, und gefaltenden Händen im Schoß dasaß, erinnerte mich irgendwie an ein eine Oma. Ein blaurot kariertes (ziemlich altmodisches) Kopftuch bedeckte das gesamte Haar und überhaupt den Kopf. Ich sah, dass die Person offensichtlcih eine Sonnenbrille trug, denn ich erkannte die schwarzen Bügel, welcher hinter den Ohren saßen. Langsam drehte die Oma-Gestalt sich um und nahm die Sonnenbrille ab. Die Augen, die mich anfunkelten versetzten mir einen Schock. Als hätte ich einen Elektro Zaun angefasst, oder so ähnlich.
Ich hatte schon oft grüne Augen gesehen. Aber meistens waren diese Augen noch mit grau oder braun vermischt. Die Augen, die mir allerdings entgegen starrten waren mehr als nur grün. Sie waren in einem atemberaubendem, satten Grün, wie die Smaragt Kette meiner Mom oder das jadegrüne Kleid meiner Mom, auf welches sie so stolz war. Ich zog die Luft zischend durch die Zähne ein. Irgendetwas machte mir Angst, aber ich wusste nochnicht, was.
"Die Frage ist wohl eher, ob ich dir helfen kann.", entgegnete die Person mit einer merkwürdig hohen, zischenden Stimme. An der Tonlage erkannte ich, dass es offensichtlcih ein Mädchen war. Ein dünnes Seidentich bedeckte den Mund des Mädchens. Sie kam mir langsam ziemlich verpackt vor, während ich nur in einem weißen Kleid dastand, welches mit verschiedenfarbigen Hawaiiblumen bestickt war. Ich zog die Augenbrauen hoch und verschrenkte die Arme.
"Und wobei bitte willst du mir helfen, wenn ich das fragen darf?", ich konnte nichts tun, aber meine Stimme klang gerade ziemlich hochnäsig. Das Mädchen lachte. Es klang, als würde jemand eine Triangel läuten.
"Das weißt du nicht? Tut mir ja echt leid, aber du bist ziemlich dumm. Naja. Das heißt nicht, dass du dumm bist. Aber die Menschen sind es."
"Wird sind Menschen."
Schweigen. Mein letzter Satz ließ die Augen des Mädchens in Wut auflodern. Ich hatte das beklemmende Gefühl, dass sie gleich etwas schlimmes tun würde. Insgeheim kam sie mir nicht wie ein Engel vor. Alle Mädchen auf meiner Schule waren zickig, hochnäsig und modeverrückt. Und in den Jahren, bei denen ich bei ihnen war, war ich es wohl auch geworden. Aber diese verpackte, grünäugige Gestalt war vollkommen anders.
"Sag das ... niewieder.", knurrte sie. Sie knurrte wirklich. Ich musste plötzlich lachen, obwohl das wohl das dümmste war, was ich hätte tun können. Aber das knurren passte überhaupt nicht zu einem Menschen. Entfernt erinnerte sie mich an eine Katze.
"Warum lachst du so dumm? Du weißt garnichts, verdammt nochmal garnichts! Sie hätten dich früher holen müssen, als du noch ein Baby warst, hilflos und klein. Ich fasse es nicht, dass sie mich damit foltern!", anfangs klang ihre Stimme wütend und voller Zorn, danach war sie eher ein Murmeln, dass wohl an sie selbst gerichtet war. Ich runzelte die Stirn. Langsam wurde es unheimlich. Wen meinte sie mit "sie"? Andere Leute? Ja, sie sprach in Plural. Plötzlich umgaben kleine Lachfältchen die fies aussehenden Augen des Mädchens und sie riss sich mit einer Bewegung - die viel zu schnell für meine Augen war -, das Seidentuch vom Mund. Widereinmal war es, als würde ich einen Stromzaun anfassen. Kleine spitzte Zähne ragten über ihre Unterlippe. Erst dachte ich, sie würde ein kleines, dähmliches und kindisches und natprlich unechtes Vampirgebiss tragen. Aber ich irrte mich. Die Zähne waren echt.
"Ich glaube du solltest mal zum Zahnarzt gehen ... ähm ... wie hießt du doch gleich?", ich redete eher mit den Zähnen als mit dem Mädchen.
"Ich bin hier oben. Und ich habe dir meinen Namen garnicht gesagt. Außerdem würde ein Zahnarzt nichts bringen. Miene Fresse, du hast es immer noch nicht kapiert, oder?"
"Ich habe keine Ahnung wovon du redet. Darf ich jetzt wissen wie du heißt?"
"Rasha."
Der Name klang ausländisch, fand ich. Zumindest kam er nicht von hier. Argwöhnisch starrte ich Rasha an. Mir gefiel es nicht, wie sehr sie einer Katze glich. Die giftgrünen Augen, die spitzten Zähne, das knurren. Ich musste schlucken. Sie hatte gesagt, dass die Menschen dumm seien. Aber damit würde sie auch sich selbst beleidigen. Und obwohl ich sie erst ein paar Minuten kannte, wusste ich, dass sie auf keinen Fall der Typ war, der sich selbst schlecht machte.
"Du ... du bist aber keine Katze, oder?", fragte ich und starrte direkt in die grünen Augen. Sie starrte entrüstet zurück, als hätte ich ihr Sand ins Gesicht geworfen. Dann knurrte sie wieder.
"Eine Katze? Eine KATZE? Willst du mich beleidigen? Das ist wohl dein Ziel, oder?"
Die Augen schienen Rasha regelrecht aus dem Kopf zu fallen, so wütend starrte sei mich an. Plötzlich war ihre Stimme nurnoch ein hohes kreischen. Es war so schrecklich, dass ich mri die Hände auf die Ohren drückte.
"Ich bin keine stinkende Katze! Ich bin die Tochter der Königin Äeen!"
Als das kreischen nachließ, nahm ich die Hände langsam von den Ohren. Ein Gefühö der Erniedrigung überkam mich. Hilfslosigkeit. Schüchternheit. Ich presste die Lippen aufeinander und holte Luft, um eine letzte Frage zu stellen.
"Und wer ist Königin Äeen?", pipste ich und kam mir ziemlich dähmlich vor. Ich war nie schüchtern oder ähnliches. Aber Rasha löste ein Gefühl in mir aus, das smich zwang in die Knie zu gehen und nach Gnade zu winseln. Sie kam mir nicht normal vor. Überhaupt nicht normal. Und doch löcherte ich sie mit Fragen und brachte sie damit offensichtlich zur Weißglut.
Mein Herz pochte gegen meinen Brustkorb, als Rasha nicht antwortete. Sie grinste einfach. Es sah spöttisch aus und sie schien sich übe rmich lustig zu machen. Dann hob sie die Hand um ihr Kopftuch nach hinten zu ziehen. Blonde Locken umwehten ihr Gesicht und passten garnicht zu ihrem fiesen Aussehen. Nein, die Locken erinnerten mich eher an ein kleines Kind. Aber das war Rasha vermutlich nicht. Sie war - so hoffte ich -, eher in meinem Alter. Vierzehn.
Ich blickte auf die goldenen Locken, versteckte mein Neid und fragte mich, was an ihren Haaren so besonderes sei. Und dann entdeckte ich ihre Ohren. Ihre anderen Ohren. Lederne, dunkelbraune Trichter schienen direkt oberhalb ihrer richtigen zu wachsen. Ich konnte auf einmal keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich stieß einen spitzten Schrei aus, presste mir die Hand vor den Mund. Das war nicht möglich. Sie schien mich zu verarschen. Und doch waren diese Ohren zu echt. Ich wusste, wenn ich noch länger bei Rasha stehen würde, würde ich die Nerven verlieren. Also drehte ich mich um, rannte einfach zum Haus zurück. Ich rutschte halb auf em Sand aus, der Wind schien mich langsamer zu machen und meine Gedanken waren so verwirrt, dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Und doch schaffte ich es, die Straße hochzurennen und die wackelige Holztreppe hochzuhechten. Die Tür war zu.
Ich schlug verzweifelt mit der Faust gegen die azurblaue Tür. Sie knarrte, aber sonst tat sich nichts. Meine Eltern waren noch weg. Die tiefe Welle der Verzweiflung überkam mich. Ich hatte noch nie soviel Angst vor einem Menschen gehabt. Aber war Rasha überhaupt ein Mensch? Ich wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen.
Keuchend drehte ich den Kopf um einen Blick auf die Bank zu werfen. Sie war leer. Rasha war weg. Ich seufzte erleichtert. Aber war sie wirklich weg? Sie konnte überall sein. Merkwürdige Angst überkam mich und ich drehte mich um, um an der Holztür mit dem Rücken niederzusinken. Bis ich auf dem Boden saß. Der Wind peitschte mir noch immer entgegen und die dichte Wolkendecke am Himmel schien noch dunkler geworden zu sein.
Ich starrte lange in die Wolken und ordnete meine Gedanken. Rasha war vieles, aber kein Mensch. Sie glich eher einer Fledermaus und ihre Mutter war eine Königing names Äeen. Ich hatte nochnie von dem Namen einer solchen Königin gehört. Aber ich hatte auch nochnie von so etwas wie Rasha gehört. Ich schüttelte den Kopf. Es war doch überhaupt nicht möglich! Soetwas konnte es nicht geben. Es gab keine golglockigen Mädchen mit grässlichen Fledermausohren, spitzten Zähnen und solch grünen Augen. Rasha hatte sich die Ohren vielleicht nur angesteckt, Kontaktlinsen genommen und sich ein Gebiss in dne Mund gesteckt.
Ich wusste, dass ich mir das alles nur einredete, um beruhigt zu sein. Und doch sah alles an Rasha so real aus, die Ohren, die Zähne und die Augen. Ich begann mir mit den Fingern über die Schläfen zu streichen und schloss dabei die Augen. Das hatte ich oft in Filmen gesehen. Vielleicht half es ja.

Etwas nasses berührte mein Gesicht. Ich schlug die Augen auf. Es regnete. War ich eingeschlafen? Ich rieb mir mit dfer Hand über die Augen. Der Himmel war tintenschwarz und die ersten Regentropfen fielen. Ich hörte einen Motor die Straße raufschnurren. Das Auto meiner Eltern.
Mir fiel wieder ein, dass ich mich ausgeschlossen hatte, also wartete ich bis mein Dad den schicken Mercedes geparkt hatte und er und meine Mom aus dem Auto stiegen. Ich tatschte nach der Türklinke und als das kalte Eisen meine Hand berührte, zog ich mich daran hoch. Meine Mom kam mit ihren schwarzen High Heels die Treppe hochgestöckelt. Sie trug ihre blonden Haare mit einem samtenen, schwarzen Haarband nach oben gesteckt und war wie immer stark geschminkt. Mein Dad hingegen war eine eher schlichte Erscheinung in grauer Hose, weißem Hemd und schwarzen Schuhen.
Meine Mom arbeitete in einer Bücherei und mein Dad in der Bank. Allerdings kamen meine Eltern mir manchmal eher wie reiche Geschäftsleute vor, so wie sie sich anzogen. Vorallem meine Mom.
Als sie mich erblickten, wie ich nass vor der Tür stand schüttelte meine Mom den Kopf und starrte mich aus ihren grüngrauen Augen an. "Du hast dich aussgesperrt?", riet sie und klimperte mit den Schlüsseln. Ich nickte stumm und sie schloss die Tür auf. Ohne ein Wort lief ich die Treppe hoch, in mein Zimmer. Ich war müde. Zwar hatte ich draußen unbewusst geschlafen, aber jetzt, hier oben, hatte ich plötzlich Angst mich in die wohlige Welt der Träume zu begeben. Rasha hatte mit genug Stoff für Alpträume hinterlassen. Genug Stoff für ein ganzes Leben voller Alpträume. Ich schnaufte und schwor mir, diesen bevorstehenden Alpträumen die Stirn zu bieten.
Ich hatte mir nichtmal nichtmal umgezogen, sondern mich einfach nur ins Bett gelegt und die Augen geschlossen. Ich war schnell eingeschlafen.
In meinen Träumen waren wunderschöne, grünäugige Mädchen über die Wiese gelaufen. Dann waren sie plötzlich stehen geblieben und hatten sich in eine Art Monster verwandelt. Dunkelbraune Ohren waren ihnen gewachsen, und lange, vor Blut triefende Zähne waren ihnen aus dem Mund geschossen. Dann hatten sie ihren Mund (ich sage allerdings lieber Maul) geöffnet und gellend geschrien.
Ich schlug panisch die Augen auf. Durch mein Fenster konnte ich direkt einen Blick auf die untergehende Sonne werfen, die langsam über das Meer zu wandern schien, um anschließend am Ende der Welt zu verschwinden. Ich drehte stöhend den Kopf und richtete mich langsam auf. Ich warf einen Blick auf den Wecker, der in einem fröhlichen Erdbeerrot auf meinem Nachttischchen stand. Fünf Uhr Abends. Ich hatte vielleicht fünf Stunden geschlafen. Und dabei war mir der Traum nur wie fünf Minuten vorgekommen.
Ich schlurfte die die Treppe hinunter. Im ganzen Haus roch es nach Braten und ich folgte einfach dem wunderbaren Geruch. Als ich in die Küche trat (die übrigens keine Tür besitzt) sah ich, wie mein Dad am Herd rumhantierte. Ich zog eine Augenbraue hoch. Ich wusste zwar, dass mein Dad so gut wie immer kochte. Aber Männer in der Küche machten mir doch noch ziemlich Angst. Überhaupt schon der Gedanke wie sie versuchten Kartoffeln zu kochen ließ mich gleichermaßen in Tränen ausbrechen oder mich vor lachen auf dem Boden kugeln. Ich will ja wirklich nicht das Geschlecht der Männer zerstören ... aber für mich passten Männer und Küche einfach genauso gut zusammen wie Feuer zu Wasser. Oder so ähnlich.
Mein Dad drehte sich um und sah mich mit skeptischen Blick im Türrahmen stehen. "Katey.", murmelte er und wich wie immer meinem Blick aus. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was er für ein Problem hatte. Aber mein Dad schaffte es einfach nicht, mir in die Augen zu gucken. Ich vergaß wohl deswegen immer die Farbe seiner Augen.
"Daddy.", ich lächelte süffisant. Ich wusste, dass er es hasste, wenn ich ihn 'Daddy' nannte. Und er wusste, dass ich es hasste 'Katey' genannt zu werden.
Er murmelte etwas, was ich nicht verstand und schaltete den Herd aus. Ich sah dabei zu, wie einen Topf Kartoffeln auf den kleinen, runden Holztisch stellte. Ihm folgte ein kleiner Soßentopf und schließlich der Braten. Ich wusste, dass er versuchte, mich zu ignorieren, aber er kratzte sich die ganze Zeit verstohlen am Kopf und im Nacken. Als würde mein Blick brennen. Ich grinste.
Dad murmelte schließlich, dass das Essen fertig sei und ich setzte mich auf meinen roten Hocker. Er blickte mich immer noch nicht an. Langsam nervte es mich.
"Hast du mich als Kind auch so behandelt wie jetzt? Als sei ich Luft, durch die du sehen kannst, etwas was du einfach abschieben kannst?", meine Stimme klang kalt und erbarmungslos. Dad blickte auf. Er starrte mir genau in die Augen. Aus irgendeinem Grund zuckte ich zurück. Dad hatte mir nochnie in die Augen geschaut. Ich fasste mich schnell und blickte zurück, wartete darauf, dass er antwortete. Aber das tat er nicht. Er zuckte einfach mit den Schultern und tat, als hätte er eine Auseinandersetzung mit dem Braten. Konnte es tatsächlich sein, dass erwachsene Menschen einfach feiger waren als ihre Kinder? Wut erfüllte mich. Ich stand auf, riss dabei den Hocker mit und stapfte aus der Küche. Wie konnte man nur so ignorant sein!
Ich hatte das Pech, dass ich direkt meiner Mom in die Arme lief, die mich überrascht anstarrte. "Ich werde nicht mit jemanden am Tisch sitzten, der mich behandelt wie Luft!", schnaubte ich und schob mich an ihr vorbei. Mom sagte nichts. Zumindestens glaubte ich das.
Und wieder einmal ging ich die Treppe hoch, in mein Zimmer. Ich lief zum Fenster, blickte aufs Meer hinaus. Ich war nochimmer wütend, aber ich versuchte meinen Dad zu verdrengen.

(weiterer abshcnitt folgt!!)
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