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 Kapitel 6 - Zwiespalt

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Cabezan


Cabezan

AMSELN FLIEGEN TIEF

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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Do Apr 26, 2012 3:45 am

Ein Wolf mit ein wenig strubbeligen, aber nicht zu langem Fell stand da, stand da neben einer Fähe, der unaufhörlich Tränen aus den Augen quollen. Der Wolf, dessen nebelgraues Fell neben der Wildfarbenen eher bleich und gesichtslos aussah, verweilte ratlos, aber er blieb, blieb bei ihr. Wahrscheinlich war es nur wieder mal sein dummer Kopf, der ihm einredete, dass er irgendetwas tun oder sagen musste. Doch wieso auf den Kopf hören, wenn das Herz schon die richtige Antwort weiß? Taten sagen mehr als Worte und selbst Tatenlosigkeit wird in manchen Fällen allein durch die blanke Anwesenheit für den Traurigen zum Trost. Dummes Zeug, alles nur dummes Zeug. Er schloss die Augen kurz und dachte an Ramyla. Hoffentlich würde sie seine Annäherung nicht falsch verstehen. Er wollte wirklich nur etwas Gutes! Wann, oh, wann wollte er bitteschön etwas anderes? Es war vielleicht töricht für das Amselherz selbst, so zu denken, doch er wusste von sich, dass er der Letzte war, dem man böse Absichten in die Schuhe schieben sollte. Er wollte nicht so denken, aber es war wahr. Ob seine Rudelmitglieder es nun wussten, das war eine andere Frage. Der junge Rüde hätte es schön gefunden, wenn es so gewesen wäre. Man träumt viel und man träumt weit, ja. Es war nur ein weiterer Traum, dass er sich wünschte, das Rudel würde überhaupt mal dann und wann an ihn denken. Er sollte sich lieber damit abgeben, dass er nur 'der Cabe' war. Nur der hagere Deltarüde, in andauerndes Stottern vertieft. Der, der immer irgendetwas vermasselte und Nichts gelingen wollte. So sah er sich selbst und so sahen die Übrigen ihn. Deswegen war es besser, er hörte auf, sich mit illusiönären Wunschvorstellungen zu berieseln. Die Welt des Ruhms und der Freundschaft war einfach nicht die seine. Blake war sein Freund und die Heaven Wolves seine Heimat. Ihnen beiden wollte er bis zu seinem Lebensende treu dienen um ihnen dafür zu danken, dass sie ihm Schutz und Nahrung boten. Es war schon ein Geschenk genug, dass er nicht verachtet und geschändet wurde, wie in seiner Kindheit. Er musste einfach lernen, bescheidener zu werden. Das war der Weg zur Besserung, auch wenn er sich sicher war, dass dieser voller Stolpersteine sein würde.

Wieso trugen ihn seine Gedanken eigentlich immer so weit vom Wesentlich weg? Am liebsten hätte sich der Nebelgraue selbst über die Schnauze gepfeffert, wie man es bei Jungwölfen tat. Myla war doch viel wichtiger, als seine kümmerlichen Gedanken, die sich immer nur um seine eigene Person drehten! Gerne hätte er natürlich gewusst, was der Grund für die Verzweiflung der Wildfarbenen war, aber er verbot sich diesen Wunsch. Wissen allein machte noch nie glücklich. Er wollt nicht, dass die Betera sich gezwungen fühlte, etwas zu erklären, was vielleicht viel zu kompliziert war. Außerdem - so gut kannte Cabezan sich selbst - hätte er eh nichts zu sagen gewusst. Also hörte er nur weiterhin auf sein flatterndes Herz und schwieg, wobei eine scheue Sanftheit in seinen Zügen stand, die sonst immer unter all den anderen Gefühlsregungen und Zeichen der Unsicherheit verloren ging. Unter ihm die Erde über ihm der Himmel - und neben ihm Ramyla. Sharouk hatte er währendessen natürlich auch nicht vergessen. Unbewusst war aus den nougatbraunen Augenwinkeln immer ein Seitenblick zu ihm übrig gewesen, um sich seiner Anwesenheit zu vergewissern. Er hielt sich zwar nicht für sehr begabt, aber er versuchte zummindest ein gewissenhafter Pate für ihn zu sein. Das war natürlich nicht immer leicht, aber er verlange von sich eben diese harte Arbeit. Das Geräusch von Wolfspfoten auf Unterholz durchknackte die Stille und ein altbekannter Geruch wehte um seine Schnauze. Er neigte seinen Kopf kurz ein wenig beschämt, als er seinen Alpha erblickte und erwiederte sein Lächeln nur blass. Sein Blick wechselte schnell zurück zu Ramyla und er beobachtete stumm und mit gemsichten Gefühlen, wie die rösliche Zunge seines Gebieters und Freundes über ihren Kopf strich und sich einzelne Härchen darunter bogen oder aufgestrubbelt wurden. Die annähernde Dunkelheit blieb von jeglicher Stimme ungebrochen, nur der Wind säuselte in den Baumkronen über ihnen. Wie wunderschön Freundschaft doch war! Doch auch wenn Blake ihn einen Freund nannte, war Cabezan nicht so dumm, um nicht zu merken, dass zwischen Blake und Ramyla ein stärkeres Band herrschte. Natürlich beneidete er sie dafür irgendwie, aber es war kein böswilliger Neid, denn gleichzeitig war er auch froh, dass Ramyla einen so guten Freund hatte, wie Blake. Trotzdem, er fühlte sich gut, irgendetwas an Trost für Ramyla beitragen zu können. Wenigstens einen minimalen Anteil, so klein er auch war. Es ließ ihn ausnahmsweise mal so fühlen, als hätte er irgendetwas Gutes vollbracht.

Dieses Gefühl zerbrach, als Blake die Stille in Scherben schlug. Es waren sehr leise Worte, scheinbar endlos ruhig und doch schmerzten sie dem Amselherz. Er wurde weggeschickt und er musste seinem Freund und Alpha Gehorsam leisten. Er hätte gerne weiter bei Ramyla verweilt, hätte ihr klar gemacht, dass auch sie für ihn sehr wichtig war. Aber er wurde weggeschickt, weil er nur ein Störfaktor war. Er war überdrüssig, man brauchte ihn hier scheinbar nicht mehr. Ungewohnt trotzige Wut schien in den schlanken Gliedern des Rüden aufkochen zu wollen und es war schwer für ihn, sich die Zunge verbeißen zu müssen. Niemand brauchte ihn, wurde ihm abermals klar. Die Pfoten sanken tiefer in das Laub vom letzten Herbst, welches am Boden zerrottete und Niedergeschlagenheit gepaart mit ein wenig Wut schnürte ihm die Kehle zu. Wieso musste man ihn fortschicken? Wieso wurde ihm nicht einmal einen Herzschlag lang Ruhe gegönnt? Wieso konnte er seinen Augenblick, wenn er einmal gekommen war, nicht auskosten? Es war ungerecht, so endlos ungerecht. Er war kurz davor, irgendetwas bitteres zu bemerken, hatte schon den Fang geöffnet, als ihn schließlich ein Blick aus Bernstein traf und verstummen ließ. Die Dankbarkeit, die in den tränennassen Seelenspiegeln lag wärmte sein verletztes Herz und beruhigte seinen Geist.

"Ah...", brachte er nur stockend heraus, als sich die schon vorbestimmten Worte in Nichts auflösten.
Beschämt senkte er den Kopf kurz und wurde sich ein weiteres Mal bewusst, wie dumm er sich eigentlich benahm.

Er gab Ramyla noch ein letztes Lächeln, scheu, wie vor der Ankunft Blakes und wandte sich schon halb zum Gehen. Zögerlich stubste er noch einmal kurz als Abschied gegen ihre Flanke und packte dann wortlos Sharouk im Nacken um mit einem kräftigen Sprung in die dunklen Tiefen des Waldes zu verschwinden. Die Dankbarkeit der Betafähe wärmte immer noch sein Herz, während seine Schnauze angestrengt nach einer Fährte der kleinen Schwarzen suchte. Tatsächlich fand er einen Weg, der offensichtlich zu Kalucy führen musste. Nach einem kurzen Sprint hatte er sie auch schon eingeholt. Die Fahe Kimba, die er damals mit zum Rudel geführt hatte, war bei ihr. Beruhigt setzte Cabezan seinen Patenwelpen ab und trat näher an die Kleine heran, sie zur Begrüßung leicht anstubsend. In letzter Zeit hatte er immer nur mit den Welpen zu tun. Vielleicht gehörte er ja auch nur hierhin.


{ Kimba & Kalucy }
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Blake


Blake


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Do Mai 03, 2012 2:07 am

Es wurde immer dunkler, mit jeder Sekunde, so schien es Blake vorzukommen. Ab und zu fielen ein paar Himmelstränen in seinen dichten grauen Pelz, doch sie störten ihn nicht viel. Aufmerksam glitt sein Blick von Cabe zu Myla und wieder zurück. Er versuchte Reaktionen auf seine Worte zu erkennen und als er an Cabes Ausdruck etwas Widerwillen sah, begann er sich schlecht zu fühlen. Er hatte es für so selbstverständlich gefunden, einfach dazwischen zu platzen und Cabe weg zu schicken, dass er gar nicht recht über die Gefühle des sensiblen Nebelgrauen nachgedacht hatte. Etwas verunsichert zuckten seine Ohren, dennoch begannen sich bei Cabes Ausdruck seine Augenbrauen warnend zu heben. Niemand sollte ihm widersprechen. Nicht noch einmal. Blake fühlte sich schrecklich egoistisch und er hasste sich selber dafür, doch es gefiel ihm nicht, wie Cabe ihn anblickte. Er hob leicht den Kopf und starrte den Grauen an, der dann geschlagen zu Sharouk trottete und jenen im Nacken packte. Nach zwei Herzschlägen war er verschwunden. Blake sackte sichtlich etwas zusammen und blickte der Rute seines Freundes nach. Cabezan leistete so viel, er war Sharouks Pate und Myla vertraute ihm - außerdem war er auch mit Samir gut ausgekommen. Und Blake schickte ihn einfach weg. Sein Selbsthass wuchs wieder etwas und er unterdrückte ein Knurren. Er war unmöglich. Und doch passte es ihm nicht, dass Cabezan nun vielleicht Mylas engster Vertrauter sein könnte. Er kannte Myla doch viel länger! Sie war so oft für ihn da gewesen, doch in letzter Zeit hatte es nach gelassen. Sie waren keine besten Freunde mehr. Blake erkannte sie gar nicht mehr wieder. Sein Blick legte sich sanft auf die braune Gestalt, die etwas dichter an ihn heran gerückt war. Sie war so traurig, so zerbrochen und doch so schön wie eine Scherbe im Sonnenlicht. Der Alpha legte seinen Kopf auf ihren Rücken und seufzte tief. Es fühlte sich gut an, einfach mal nichts zu machen. Mit niemanden ernsthafte Gespräche zu führen, zu niemanden hin zu laufen und vor allem ... nicht an die beiden Wölfe zu denken, die sein Leben immer mehr durcheinander brachten. Die Eine auf die positive Weise, der Andere auf die negative.

Seine Gedankengänge landeten erneut bei Cabezan. Bestimmt würde er nochmal mit dem Nebelgrauen reden. Er würde ihm klar machen, dass er es nicht so gewollt hatte und er selber - so selbstsüchtig es auch klang - mit Myla alleine sein wollte. Schließlich war sie auch seine Freundin, ein wichtiger Wolf in seinem Leben. Er hoffte bereits, dass der Sensible dies verstehen würde und seine Seele entspannte sich bei diesem Gedanken etwas. Er verscheuchte Cabes enttäuschten Blick aus seinen Gedanken und schloss anschließend selber seine tief bernsteinfarbenen Augen. Er spürte Mylas mehr oder weniger regelmäßige Atmung, das Einzige, was er ganz klar spürte. Blake fühlte sich erschöpft und leer und er wollte sich nicht erheben, nur um zurück zu seinem Rudel zu und somit auch allen Problemen zu gehen. Er fragte sich, wie es wohl sein würde, wenn er dieses Rudel einfach auslöste. Oder selber ausstieg. Er würde wegrennen, ganz weit weg vor all seinen Problemen. Wie ein Feigling, ein alter Hase der vor dem Tod davon läuft. Er würde sich als geschlagener Alpha ein neues Rudel suchen, dort immer ein treues und loyales Mitglied sein, eine Fähe finden und Welpen bekommen. So einfach könnte sein Leben sein. Ohne all diese Steine, die ihm scheinbar jeder, der zufällig vorbei kam in den Weg warf, als wäre er der einzige Alpha weit und breit, der sich darüber freuen würde. Mika war nur ein sehr großes Problem zwischen vielen Kleinen. Wie sollte er sich nun weiter vorbereiten? Wie sollte er sein Rudel beschützten? Wie würde Myla reagieren, wenn sie Samir das erste Mal auf der 'anderen Seite' sah? Und vor allem ... wie würde Kartane von ihm denken, wenn er etwas falsch machte, einen Fehler? Nur ein einziger Fehltritt oder Gedankengang könnte schon tödlich sein, wenn Mika erstmal loslegte. Er kannte den Altwolf mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass dieser sich nicht nur zurückzog um ein Päuschen zu machen. Mika war Taktiker und Denker und zugleich auch noch ein Kämpfer und Mörder. Ganz im Gegensatz zu Blake, dessen Weste eigentlich noch weiß war - abgesehen von ein paar normalen Hunden hatte er nie Wölfe getötet. Er brachte es nicht übers Herz. Auch wenn sein Wille, Mika zu töten so stark war, dass er schon beinahe aus ihm raus quoll, überlegte er es sich doch jedesmal anders. Alles wäre anders, wenn Mika weg wäre. Und aus irgendeinem Grund behagte es ihm nicht. Es würde immer etwas fehlen. Bereits jetzt schon fühlte er sich leer, als hätte er etwas nicht zu Ende gebracht. Doch was war eigentlich das Ende? Wann war das Ende?

"Manchmal wünschte ich ... alles wäre anders.",

flüsterte er so leise, dass er sich selbst kaum verstand. Seine Augen öffneten sich wieder und er nahm den Kopf von Mylas Rücken um sie anzublicken. Sie wirkte so zerstört, als hätte man ihr etwas genommen und zu Boden geschmettert und das alles noch vor ihren Augen. Doch Samir lebte noch. Er war noch da, in dieser Sekunde und Blake fragte sich, was er gerade wohl trieb. Schlachtpläne von Mika mit anhören? Irgendwie konnte er sich dieses Bild nicht so richtig vorstellen. Samir passte dort nicht rein. Eigentlich passte er nirgendwo rein, doch Blake sprach dies nicht aus. Der Graue legte die Ohren an den Hinterkopf und drückte seine Schnauze kurz gegen die von Myla, eine Geste aus Mitleid und Verständnis. Sie würde es überstehen. Irgendwie, irgendwann aber auf jeden Fall.


[Bei Myla]
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Samir


Samir


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Di Mai 08, 2012 2:43 am

Es war beruhigend, so unendlich beruhigend, ihre Nähe zu spüren. Samir vernahm sie sogar in seinem Dämmerschlaf. Er fühlte genau, wo Moira ihren Kopf hingelegt hatte. Doch nach einiger Zeit verblasste dieses Gefühl etwas, auch wenn er sich ganz sicher war, dass sie noch da war. Er spürte es. Dennoch wollte er seine Augen nicht öffnen, aus Angst, falsch zu liegen. Also ließ er jene fest geschlossen und dachte einfach an nichts. Er dachte an nichts und zugleich auch an alles. Er fühlte sich besser als zuvor, befreiter und nicht mehr ganz so müde. Dennoch wollte er auch noch nicht zu Mika und Nuran zurückkehren. Er wollte seine Ruhe haben, bevor er wieder zu den Beiden aufschloss, um sich schließlich Schlachtpläne an zu hören, die die Heaven Wolves vernichten sollten. Ruckartig öffnete Samir seine Augen. Moira war weg. Doch die Enttäuschung konnte noch nicht durchdringen, da sich gerade zwei ganz andere Sachen in sein Gehirn bohrten. Einmal, die Heaven Wolves auslöschen. War es nicht doch etwas übertrieben? Ein paar Unschuldige könnten ja weiterleben, so dachte er sich, um sein Gewissenetwas zu beruhigen. Nur Blake musste sterben. Allerdings würden Ramyla und Raziel dann bestimmt das Rudel weiterführen, zwei Wölfe, die ihm so viel bedeuteten. Sein bester Freund und seine Gefährtin. Mika würde sich bestimmt nicht nur mit Blakes Tod zufriedengeben, wenn er wüsste, dass das Rudel danach noch weiter existieren würde, nur mit anderen Alphas. Zudem gab es dann noch immer zwei Himmelswölfe und zwar seine Kinder. Samir schüttelte kräftig den Kopf und sprang auf. Und warum er sich nun genau entschlossen hatte, die Augen zu öffnen - ein Geräusch von Pfoten auf Erde, durch ab und zu mal ein paar tote Blätter aufwirbelten.

Mit einem Satz sprang der Hüne aus der Kuhle, in der er gelegen hatte und blickte sich um. Seine hellen Augen huschten über die möglichen Verstecke, die es hier überall gab. Doch das Geräusch war doch etwas weiter entfernt, als gedacht. Also setzte er sich in Bewegung und schritt unvorsichtig seinem lauten Nachbarn entgegen. Ganz in der Nähe befand sich ein kleiner Fluss, der einfach zu überqueren war, zumindest für größere Wölfe, denn die Strömung war sehr stark. Wirklich interessieren, wer genau sich hier den Zutritt verschaffte, tat es ihn nicht, doch trotzdem ging er den Geräusch nach, aus Gründen die er selber nicht kannte. Als er hinter zwei Bäumen hervortrat und sein Blick auf eine kleinere, braun befellte Fähe fiel, zuckte er enttäuscht zusammen. Nun wusste er den Grund. Mehr als deutlich war er gerade hervor gestochen. Sein Blick wurde etwas kälter und er starrte die Braune an, die ungewöhnlich langsam vor sich hin schritt. Ihr Körper war ausgemergelt, als hätte sie tagelang nicht gejagt und allgemein fehlte es ihr an einer gehörigen Portion Muskeln. Gerade als er wieder gehen wollte, um die Fähe weiterziehen zu lassen (sie würde die nächsten Tage bestimmt verenden) kam ein anderer Wolf hin zu. Samir zuckte mit den Ohren und sah kommentarlos aus einer sicheren Ferne zu, wie der Wolf sehr viel zielsicherer auf die Braune zuschritt, aber dann unschlüssig stehen blieb. Verwirrt starrte Samir seine Rassenverwandten an und setzte einen leichten Schritt nach vorne. Sollte er nun hingehen, oder sie einfach ziehen lassen, so wie eigentlich geplant? Doch dass nun noch ein weiterer hin zu kam, änderte die Lage auch wieder. Vielleicht hatten sie vor, sich Blakes Rudel an zuschließen und der herzensgute Dümmling würde die Beiden auch noch mit offenen Pfoten empfangen, wie er es bisher bei Jedem getan hatte. Seufzend erhob er sich, sprang einen kleinen Abhang hinab und marschierte geraden Ganges auf die beiden Wölfe zu. Seine Muskeln waren zwar nicht angespannt, doch trotzdem spielten sie bei jedem Schritt und sein dichtes Fell wippte im Takt. In der Nähe der Beiden, sah er erst, dass die Braune scheinbar blind war. Ihre Augen waren gräulich trüb und ihre Pupille irgendwo in dieser dichten Wolke verschwunden. Also wandte er seine hellen Augen dem anderen Wolf zu, welcher zwar nicht blind war, aber irgendwie auch nicht den gesündesten Eindruck machte. Na wunderbar. Zwei Krüppel.

"Ich grüße euch. Darf ich fragen, auf welchen Wegen ihr wandelt? "

Seine Stimme war hell, aber kühl, obwohl er doch versuchte, eine gewisse Neutralität hinein zu bekommen. Obwohl die Braune blind war, sprach er auch sie und wechselte zwischendurch immer den Blick. Seine Rute zuckte auffordernd zu einer Antwort und er fragte sich, in wie fern die Beiden sich wohl kannten. Er musste nämlich feststellen, dass die Beiden nur ihren eigenen Geruch trugen und nicht auch noch den des anderen, wie es sonst bei einem Wolfspaar so üblich war. Diese Welt war schon verrückt.


[Erst alleine || Bei Chetan & Aynu]
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Kalucy


Kalucy


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1So Mai 13, 2012 4:58 am

~ Scared of this confusing world
Every step is a mistake
Every word can possibly hurt
And every sign of peace is fake.
~


    Nur ein kleines Rascheln und alle Alarmglocken in Kalucy schrillten. Peinlich berührt ließ der Welpe die Ohren hängen; sah aus, als hätte er gerade etwas Schlimmes angestellt. Schlechtes Gewissen war bei Kalucy irgendwie überproportional ausgebildet. Bei ihr war eben einiges schief gelaufen. Unsicher schielte die kleine Schwarze ins Dunkel. Doch es war keine Gefahr zu erkennen. Der Wald lebte eben und gerade das mochte Kalucy doch so an ihm. Der Wald war selbst wie ein großes Tier, das sie alle beschützte. Also - warum hatte sie Angst? Es war nichts Anderes als untertags. Es war nur… dunkel. Und still - mit knackenden, leisen Geräuschen dazwischen… und unheimlich. Und dunkel. Halt, das hatte sie schon gehabt. Kalus Gedankengänge wurden langsam immer wirrer.
    Eine angenehme Stimme, die Kalucya aber trotzdem erschreckte, weil sie so unerwartet kam, durchbrach ihre kopflosen Überlegungen. Kimbas Stimme. Die Stimme der lieben Fähe, die ihr bereitwillig Schutz vor allen Monstern, oder was auch immer dort lauerte, bot. Vor der Dunkelheit, der Stille, der… Unheimlichkeit. Gab es das Wort überhaupt?

"Hör zu, Kalucy. Du bleibst jetzt immer bei mir und folgst mir einfach. Aber schön vor mir bleiben, damit ich dich sehe. Kriegst du das hin? Wir suchen jetzt deine Mama …"

    Es tat so gut, diese Worte zu hören. Sie glätteten die Wogen der Angst, die durch den Welpen schwappten, ein klein wenig. Diese Wellen, die Kalucy mitreißen wollten und in denen sie zu ertrinken fürchtete. Es war so unbeschreiblich gut, dass Kimba da war. Kalucy ließ sich mit ihrem wenigen Gewicht gegen die Pfote Kimbas sacken, lehnte das Köpfchen kurz gegen den starken Vorderlauf, der ihr unbeirrt und stark, wie im Boden verwurzelt, Halt gab. Unentbehrlichen Halt, der Kalu tief durchatmen ließ. Alles okay. Kimba war da. Alles okay… Sie würden jetzt Mama Myla suchen.
    Ehrfürchtig blickte Kalucy zu der ihr schon so vertrauten, wildfarbenen Fähe hoch und sah, wie diese mit der Schnauze die Richtung vorgab. Zaghaft machta Kalu einen Schritt vor. Einen ganz kleinen nur. Weiter. Noch ein Schritt. Noch einer. Kimba würde ganz dicht hinter ihr bleiben. Wenn der schwarze Welpe leicht mit der Rute wedelte, schlug diese gegen die Läufe Kimbas, so nah war Kalucy ihr. Doch das war weit genug. Tapfer tappte die Kleine vorwärts, über den Waldboden. Jeder Schritt der zögernd und unsicher und doch… fast trotzig. Sie konnte doch nicht immer Angst haben! Vor der Dunkelheit, der Stille oder einem fremden Wolf…
    Fremder Wolf. Dieser weiße, fremde Wolf… Wo war er? Es war nicht die Furcht, dass er plötzlich aus der Finsternis auftauchen könnte, die Kalucy innehalten ließ. Woher kam er? Wohin wollte er? Es kam ihr so vor, als hätte sie einen Geist gesehen - aber keinen, der ihr Angst machte, sondern seltsamerweise… einen Schutzgeist? Wie seltsam. Aber Kalu hatte keine Angst vor ihm gehabt. Natürlich, im ersten Moment. Aber jetzt… jetzt wollte sie wissen, wo er war, weil sie nicht wollte, dass der schwarze Wald ihn einfach so wieder verschluckte. Es war ihr, als hätte sie für einen kurzen, kaum da gewesenen Moment die Seele des Weißen gestreift. Das klang merkwürdig, aber längst nicht zu merkwürdig für Kalucys merkwürdige Welt. Also führte sie den Gedanken weiter. Sie rief sich das Bild des Fremden in den Kopf, wie er sie freundlich angesehen hatte. Freundlich, ja… Sie sah es genau vor ihrem inneren Auge. Und dann war Kimba gekommen.
    Doch halt… als der Weiße gehört hatte, dass noch jemand hinzu kam, hatte er sich der Rüde schützend über Kalucy gestellt. Sie mit seinem eigenen Körper abgeschirmt, vor der theoretischen Gefahr. Dass Kalu sich dessen noch gar nicht richtig bewusst geworden war… na ja, es war einfach die Aufregung gewesen… und der Stress und die Angst und so… Aber er hatte sie beschützt. Obwohl er sie gar nicht kannte. Kalucy fühlte sich schuldig dabei, auch nur einen Moment in irgendeiner Weise "schlecht" von ihm gedacht zu haben. Seltsam, wie sehr sie das beschäftigte. Erst langsam wurde Kalucy bewusst, dass sie die ganze Zeit herumstand. Aber es war nicht die Angst, durch die sie erstarrt war… sie war nur nachdenklich geworden. Woher kam dieser Weiße, diese Geist? Und wohin wollte er? Und was hatte er von diesem verschreckten Welpchen gedacht, das ihm buchstäblich vor die Pfoten gekullert war? Da war Freundlichkeit gewesen, als er sie angesehen hatte, aber auch etwas ganz anderes. Traurigkeit?
    Ohne das ein Grund ersichtlich gewesen wäre, sah Kalu sich um. Ganz genau. Ließ den Blick sorgsam durch die Dunkelheit schweifen, drehte sich dann um die eigene Achse - und fiel dann vor Schreck auf das kleine Hinterteil, als sie tatsächlich einen weißen Schatten in der Nacht erspähte. Tatsächlich, da war ihr Geist. Zuerst blieb Kalucy noch still, legte leicht das kleine Köpfchen schief und widerstand dem ersten Impuls, Zuflucht bei Kimba zu suchen. Sie hatte keine Angst, nein nein nein. Warum der Weiße ihnen folgte, wusste sie zwar nicht - doch wusste sie aus irgendeinem Grund, dass er keine bösen Absichten hatte.

"Hey…"

    Hörte sie sich selbst sagen und verstummte verdutzt. Warum sprach sie ihn an? Ein unsicherer, aber irgendwie auch fast entschuldigender Blick zu Kimba, dann suchte der Welpe erneut seine Stimme. Hoffentlich hatte der fremde Weiße gute Ohren, sodass er das leise Stimmchen der Kleinen verstand.

"Ähm… wie heißt d-du eigentlich…?"

    Das durfte man doch fragen, wenn man schon mehr oder weniger "verfolgt" wurde, oder? Außerdem interessierte es Kalucy wirklich. Neugier lag im hellen Welpenblick. Neugier auf diesen leisen Schutzgeist im Dunkel.
    Ob jener Geist noch etwas dazu sagte, wusste Kalucy nicht, denn sogleich wurde die fokussierte Aufmerksamkeit des Welpen durchschlagen, als die schwarzen Ohren die Schritte von Pfoten vernahmen und sich der Wolf, zu dem sie gehörten, gleich darauf zeigte. Das Welpenherz hatte kaum mehr Zeit, vor Angst schneller zu klopfen, bis Kalucy erkannte, wer es war. Die nebelgraue Gestalt zauberte der Schwarzen für einen kurzen, kostbaren Augenblick ein leichtes Lächeln auf die Lefzen, das sogleich wieder verblasste - doch der leichte Schimmer in den hellen Augen verblieb.
    Cabezan trat mit Sharouk zu ihr, setzte ihren Bruder ab, um sie sanft zu stupsen. Wärme durchströmte den Welpenkörper, Geborgenheit. Es war nicht so, dass Kimba weniger einfühlsam war als Cabezan - der Graue war Kalucy nur sehr viel vertrauter. Und es kam ihr so vor, als hätte sie mit dem Rüden sehr viel gemeinsam. Oder durfte sie so nicht denken, war das… vielleicht vermessen? Kalu bewunderte Cabe im Stillen, blickte zu ihm auf wie sonst zu kaum jemandem aus dem Rudel. Woher das kam, konnte sie nicht genau sagen. Doch er schaffte es seltsamerweise, ihr die Angst zu nehmen, wie niemand anderer, wie Kalucy gestehen musste. Mama Myla war etwas anderes, das konnte man nicht vergleichen.
    Der schwarze Welpe schüttelte leicht das Köpfchen, um den Gedankengang zu vertreiben, huschte zu Cabezans Pfoten und drückte die Stirn an die Brust des Nebelgrauens, um ihn noch einmal richtig zu begrüßen. Die schwarzen Ohren angelegt flüsterte Kalucy ein leises "Hallo", das man fast überhören konnte, bevor sie sich wieder von dem Rüden löste und etwas schüchtern, aber mit einem zaghaften Lächeln zu ihm aufschielte.
    Den weißen Wolf hatte sie beinahe schon wieder vergessen. Es war einfach zu schön, nun bereits drei vertraute Wölfe bei sich zu wissen.


[bei Kimba (& Azzardo etwas entfernt)・spricht Azza an // jetzt bei Cabezan (& Sharouk) & Kimba & etwas entfernt Azza]
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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Mo Mai 14, 2012 7:05 am

Damn your eyes
For taking my breath away
Making me want to stay
Damn your eyes

Cassian brannte wahrhaftig in Anwesenheit eines solch lieblichen, kleinen Geschöpfs. Doch waren jene heiße Flammen, welche aus seinem lodernden Herzen empor stiegen nicht zu vergleichen mit dem grausamen Feuer des Höllenschlunds, oh nein! Wo das eine nur Qual und Tod verursacht, schafft das andere Freude und Leben. Und genau das tat Sachis glühende Ausstrahlung auch. Dies frohlockende Wesen gekleidet in schwarzes Fell und gesegnet mit goldenen Augen, welche strahlten wie die Sonne selbst, trug so viel Lebensenergie in sich, dass der Graue manchmal um ihren kleinen Körper bangte. Obwohl sie ja nicht von so viel kleinerer Statur war als der Rüde selbst, wie er von Scham erfüllt zugeben musste. Er war ja noch nie der größte seiner Gattung gewesen und auch nicht gerade der stärkste. Doch das sollte seine Sinne nicht trüben, so hatte er doch noch seine alten Freunde, welche ihn wie die Werkzeuge eines geschickten Handwerkers zum Schmiede seines eigen Glücks machten. Ja, wann stets Trauer und Verdammnis seiner Seele Heil bedrohten, machte der Poet Gebrauch von seiner Kunst. Den Worten. Sie waren wie Vögel, frei und unabhängig schwebten sie herum und verzauberten mit ihrem bloßen Antlitz ganze Völker. Sie können zerstören und auch erschaffen, können lieben doch auch hassen, können helfen und auch strafen oder klingen wie Engelsharfen. Ja, so war das mit den Worten...und Cassian liebte sie wie sein eigenes Leben. Nein, diese Liebe war viel intensiver, war der Wolf ja kein Egoist, dessen Herz nur beim Angesicht seines Spiegelbildes einen Sprung machte. Nein, Worte waren...alles. Sie waren da aber gleichzeitig auch nicht, ehe man sie mit Hilfe der Stimme in die große weite Welt entließ, hat der Wind sie auch schon wieder weggetragen wie Herbstlaub in einer stürmischen Nacht. Wie viele Oden hatte der Philosoph schon für seine ewigen Begleiter verfasst? Allein mit ihrer eigenen Hilfe...sie machten ihn ganz liebtrunken und trübten seine Sinne vor Glück und Freude. Er brauchte keinen Kampf oder vergleichliche Schrecken der Welt...er brauchte nur sein Herz und seine Seele um sein Schicksal wieder mit bunten Farben zu bestücken.
Doch bevor die Dürre Liebe seine Gedankengänge weiter verfolgen konnte, riss ihn die helle Stimme Sachis seinen Geist aus den Wäldern seiner Überlegungen und der Rüde richtete seine Aufmerksamkeit wieder ganz auf seine süße neue Bekanntschaft. Nun hatten die Mächte es vollbracht! Die Jungwölfin ließ ihre flinke Zunge ja gar nicht mehr zur Ruhe kommen und belagerte den Grauen mit einem langen Redefluss. Doch er beschwerte sich nicht, es war ja nicht so, als würde er ihr nicht gerne zuhören. Dafür mochte er sie einfach zu sehr. Nur ob er auch Antworten auf all ihre verschiedenen Fragen liefern konnte, das lag noch in den Sternen...
Gerade wollte Cassian zu seinem ersten Versuch der Erklärung ansetzen, als Sachi auch schon munter weiter redete, ohne sich von seinem sichtlich Verwirrten Ausdruck beirren zu lassen. Nun ja, ihm sollte es recht sein. Leicht schwenkte der Poet seine Rute hin und her und ließ seine mit Neugier leuchtenden Augen, welche funkelten wie Bernsteine, Sachis Gestalt folgen. Was hatte sie denn nun vor? Die Antwort präsentierte sich wenige Momente nachdem die Frage von ihm gestellt wurde, als die Schwarze sich erkundigte, ob der Rüde ihr nun folgen würde oder nicht. Folgen? Aber wohin denn? Und zu welchen Gesichtern gehörten all diese genannten Namen? Cassian wusste es nicht doch seine Ratlosigkeit führte zum Drang nach Antworten zu suchen. Vielleicht würde Sachi ihn ja zu den Heaven Wolves führen...das wäre einfach nur wunderbar! Dann hätte sein Lebenstraum sich endlich erfüllt!
Geschwind lief der Philosoph seiner Begleiterin hinterher und zeigte ein breites Lächeln auf seinen Lefzen.

"Ich eile dir nach, mein kleines Blümchen!"


Damn your eyes
For getting my whole top high
Making me fall in love again
Damn your eyes


{im Wald | SACHI | folgt ihr}
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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Mo Mai 21, 2012 12:18 am

Aynu lief einfach. Das hatte sie sonst auch immer getan. Ihre Pfoten trugen sie, egal wohin. Auch wenn sie nicht mehr lange weiterlaufen könnte, so musste sie es zumindest versuchen. Viel Hoffnung auf Besserung, fand Aynu jedoch nicht. Noch war ihr keine gute Spur in die Nase gelangt, so dass sie hätte etwas jagen können. Auch wenn man es wohl nicht als Jagen bezeichnen konnte. Eher ein wildes umher schnappen und treten, in der Hoffnung, dass Kleintier zu erwischen. Dabei hatte sie noch großes Glück. Wenn sie nur eine Spur nicht in ihre Nase bekam und ein großer Eber dabei wäre… dann könnte sie ihr Leben abschreiben. Einen Eber zu erlegen, war nur im Rudel einfach. Als einfacher Wolf, gar unmöglich. Und dann noch als Blinde? Es war, als würde sie ihren Todespakt unterschreiben.

Um sie herum raschelte es immer wieder, jedoch schien sich keines der Getiere dazu bereit zu erklären, ein Beutetier zu sein. Es würde Aynu ja sogar reichen, wenn sie nur Aas bekam. Egal wie alt. Es kam ihr darauf an, etwas in den Magen zu bekommen und nicht unbedingt darauf, ein Gourmet-essen zu futtern.
Ein anderer Geruch schlich sich in ihre Nase. Ein Wolf. Männlich. Er war irgendwo hinter ihr, doch Aynu ging einfach weiter. Sollte er sich doch bemerkbar machen oder sie angreifen. Beides war in Ordnung. Nummer eins wäre in der Hinsicht gut, dass er ihr vielleicht etwas zu fressen bringen konnte. Nummer zwei war gut, weil dann dieses Trauerspiel vorbei sein würde.
Doch der Rüde machte sich nicht bemerkbar. Er verschwand wieder durch ein Gebüsch. Aynu blieb stehen und drehte ihren Kopf in die Richtung, in der der Rüde verschwand. Oder zumindest, dorthin, wo ihren Ohren ihn gehört hatten. Ob er wohl noch da war? Spätestens jetzt hätte er gemerkt, dass sie nichts konnte. Keine Gefahr sein würde.

Die Blinde setzte ihren Weg fort. Wieder näherte sich ein Wolf. Ob es wohl der gleiche war? Zumindest war er männlich. Aber immernoch blieb er stumm. Auch die Braune blieb still und ging einfach weiter. War sie denn so interessant? Gut, sie sah bestimmt nicht normal aus. Sie lief vielleicht auch nicht normal. Aber woher soll sie das wissen? Immerhin konnte sie sich nicht sehen.
Ein zweiter Geruch war plötzlich dort. Wieder männlich. Roch sie so anziehend? Doch diesmal erhob jemand seine Stimme. Aynu konnte nicht genau deuten, wer sprach. Doch sie hielt einfach ihren Kopf unten und blieb stehen.
Vielleicht war er ja sogar ein Rudelwolf. Rettung?

„Seid Gegrüßt, Fremder. Es tut mir leid, wenn ich Regeln gebrochen habe, aber ich bin noch auf der Suche nach etwas essbarem. Vielleicht sieht man es mir ja sogar an?“

Ihre Stimme war am Anfang so kratzig. Ein Beweis dafür, dass sie schon lange nicht mehr unter anderen Wölfen war.

„Ich bitte darum, mir den Weg zu ein wenig Aas zu zeigen. Danach werde ich wieder verschwinden. Mein Magen… er knurrt mir zu laut.“

[torkelt weiter - hört Chetan - läuft trotzdem weiter - spricht mit Samir]
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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Mi Mai 23, 2012 10:29 am



Eigentlich dachte Azzardo, dass er relativ unentdeckt war. Er war ziemlich weit und lange geschlichen, hatte darauf geachtet, dass seine Pfoten keine Blätter streiften und zerknickten und er hatte aufgepasst, nicht auf Äste zu steigen. Aber irgendwie hatte dieses kleine, schwarze Fellbündel ihn ertappt oder redete es einfach mit der Stille, in der Hoffnung es könnte Azz mit seiner kleinen, kläglichen Stimme zu erreichen.
Eigentlich hatte Azzardo nicht vorgehabt etwas zu sagen und blieb auch ruhig. Er beobachtete, wie zwei weitere Wölfe auf die halbe Portion und die Halbstarke zuliefen. Und dann sah er, dass da noch ein Fellbündel war - auch mal genial. Jeder dieser Wölfe schien hier so ein Welpenvieh mit sich rum zu schleppen.

Azzardo zuckte mit einem seiner weißen Ohren und hatte das Verlangen auf der Zunge zu knurren. Einfach mal die Lefzen hochziehen und den paar Gestalten mal entgegen zu springen. Dann ganz, ganz, ganz einfach mal tief knurren und alle zusammen kläffen, dass es unfassbar war, dass sie noch lebten! Wie konnte ein verdammtes Rudel noch am Leben sein, wenn jeder von diesen trotteligen Wölfen ein Jungtier im Maul mit sich rumtrug? Wie war es möglich?
Wie zum verdammten Vater Gottes im Himmel konnte man nur leben mit diesen Jungen? Sie waren tollpatschig, rannten andauernt weg und man musste auf die aufpassen. Es gab besseres und wichtigerers zu tun in einem Rudel. Jagen, Revier verteidigen und immer zu wachsam sein. Immer zu.

Der Weiße seufzte und ließ sein weißliches Hinterteil auf den Boden sinken. Seine Rute lag ruhig am Boden, die kaum merkliche Briese trieb ihm den Geruch der Wolfis in die Nase und seine Ohren waren zurück gelegt.
Irgendwie war es schon arm sich noch in der Nähe dieser 'Wölfe' aufzuhalten. Trotzdem blieb er noch da. Bei dieser Fähe und dem kleinen, schwarzen Klumpen Fell. Sein Beschützerinstinkt war geweckt. Gut so. Oder? Naja. Letzten Endes war es egal.



{ bei Kimbas Gruppe }
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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Sa Mai 26, 2012 6:02 am

Es beruhigte Kimba ungemein, endlich in Bewegung zu sein. Der kleine Welpe tappte stetig, wenn auch zögerlich voran und die Fähe konnte Kalucy bestens im Blick behalten. Weit traute diese sich nicht, aber Kimba blieb nach hinter ihr und sorgte somit dafür, dass sie langsam vorankamen. Ein Teil von ihr war mit ihrem Schützling beschäftigt, der Rest ihres Denkens beobachtete den Wald und ihre nähere Umgebung. Durchforstete die Gerüche und Geräusche, die ihre Sinne aufnahmen und prüfte sie sowohl auf Gefahren, als auch auf einen Geruch, der ihr den Standpunkt von Kalucys Mutter verraten könnte. Kimba wusste, dass der Welpe Angst hatte, deshalb würde sie gerne schneller laufen, um ihn wieder sicher in den Schutz seiner Mutter zu bringen. Sie erinnerte sich selber an ihre Zeit als Welpe. Aber sie war damals nie allein unterwegs gewesen. Ihr Bruder war ihr stetiger Begleiter gewesen. Und es war ein harter Schlag, ihn verloren zu haben. Doch auf ihrer Wanderung zu diesem Rudel hatte Kimba sich mit dieser Tatsache irgendwie abgefunden. Er fehlte ihr und würde es auf ewig tun, aber sie hatte einen Weg gefunden, damit klar zu kommen.

Als Kalucy ohne Vorwarnung mitten vor Kimbas Pfoten stehen blieb, wäre die Fähe fast in den Welpen hinein gelaufen. Sie hatte sich von ihren Gedanken ablenken lassen. Sofort suchte sie nach einem Grund, weshalb der Welpe stehen geblieben war. Sie ließ ihren Blick auf Kalucy Ruhe und wartete einen Moment. Irgendetwas schien in dem kleinen Kopf vorzugehen, was sie sehr beschäftigte. Eigentlich hatten sie keine Zeit, um ewig mitten im Wald, abseits des Rudels stehen zu bleiben und nachzudenken. Doch Kimba wollte ihr die Möglichkeit geben und so blieb sie fürs erste einfach stehen und wartete ab, ohne etwas zu sagen. Kalucy blickte sich um, weshalb blieb Kimba verborgen und plumpste plötzlich einfach auf ihr Hinterteil. Der Kopf der Wildfarbenen zuckt hoch und überprüfte innerhalb weniger Sekunden ihre Umgebung. Ein leichter Geruch umfing ihre Nase. Der Geruch des fremden weißen Rüden. Er war ihnen gefolgt. Kimba verharrte in der Bewegung, den Kopf in die Richtung gewendet, wo sie den Wolf geortet hatte. Blitzschnell ging sie ihre Möglichkeiten durch. Warum war der Weiße ihnen gefolgt?
Ein leises Wort wand sich aus der Kehle des Welpen hinauf. Für einen Augenblick dachte Kimba, es galt ihr, dann wurde ihr bewusst, dass Kalucy den Weißen ansprach. Der Welpe hob den Kopf zu ihr mit einem seltsamen Blick, dann sagte sie noch etwas zu dem Fremden. Doch Kimbas Aufmerksamkeit galt nicht der gewisperten Frage, sondern einem weiteren Geruch. Einem vertrauten Geruch eines Wolfes, den sie kannte. Kurz darauf war sie nicht mehr allein mit dem Welpen. Cabezan trat aus dem Gestrüpp, einen weiteren Welpen dabei. Das musste Kalucys Bruder sein. Kimba glaubte sich daran zu erinnern, dass Cabezan als Pate für den Welpen bestimmt worden war. Der Graue begrüßte den Welpen zu ihren Pfoten und Kalucy tappte zu ihm. Sie schien sich bei ihm sehr wohl zu fühlen und die Gegenwart des Wolfes beruhigte Kimba in ihrer Situation. Nun lastete nicht mehr die ganze Verantwortung auf ihr. Den fremden Weißen schien Cabezan nicht bemerkt zu haben und Kalucy schenke ihm keine Beachtung mehr. Kimba schon. Sie fühlte sich unwohl, er schien sie zu beobachten und die Fähe wollte möglichst schnell von hier verschwinden.

„Woher kommst du plötzlich, Cabezan? Weißt du, wo Ramyla ist? Kalucy ist mir vorhin vor die Pfoten gerannt und jetzt suchen wir ihre Mutter …“

, sagte die Fähe. Cabezan wusste bestimmt, wo sie die andere Fähe finden konnten, schließlich trug er selber einen ihrer Welpen mit sich herum. Ein beruhigtes Gefühl ergriff sie. Doch in ihrem Hinterkopf schwirrte noch immer dieses ungute Gefühl, beobachtete zu werden und sie wollte diesem Gefühl des Ausgeliefertseins entfliehen.

[Kalucy & Cabezan (& Sharouk) | in der Nähe Azzardo]
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Cabezan


Cabezan

AMSELN FLIEGEN TIEF

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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Mi Mai 30, 2012 3:36 am

Es war wie ein Albtraum, dabei war es nicht die Düsternis der Abenddämmerung, die das Gefühls der Beklemmung in seiner wild flatternden Brust auslöste. Er rannte schon die ganze Zeit herum, wie von Dämonen getrieben. Erstmal rannte er Sharouk hinterher, dann Sachi, Ramyla, Kalucy und am Ende würde er wahrscheinlich doch wieder Sachi hinterherlaufen. Wo er auch auftauchte, man gönnte ihm keine Ruhe. Seine Kehle fühlte sich schon trocken und eng an, dabei war es nicht die Erschöpfung, die ihn plagte. Es war einfach dieses Gefühl, welches sein gefiedertes Herz ergriff und es langsam erstickte. Die giftigen Worte des Zweifels verweilten schon seit dem Erdbeben in den dunkelsten Ecken seiner Seele. Er war sich nicht mehr so sicher, ob er wirklich hierhergehörte. Er hätte sich so leicht irren können, schließlich irrte er sich bei fast Allem, was er unternahm. Die Chance, dass er auch jetzt falsch lag, war größer als die für die Richtigkeit seiner Entscheidung. Blake hatte ihn einen Freund genannt, doch empfand er wirklich so? Ramyla hatte ihn voller Dankbarkeit angelächelt, ihn doch ohne Widerspruch zu dulden weggejagt. Eben noch beruhigt durch den Blick der Braunen fing sein Herz an, sich erneut knirschend in den Fesseln zu erheben. Er hatte es satt, ständig nur als ein nutzloser Waschlappen behandelt zu werden. Er hatte genug davon, dass immer er sich auf die Kompromisse einlassen musste.

Aber was war schon sein selbstsüchtiges Begehren, gegen das Wohl des Rudels? Egal ob das sein Platz war oder nicht, er musste seinem Alpha Dankbarkeit zollen. Er musste seinen Rücken biegen und versuchen, das Bestmögliche zu tun. Am Ende war er doch eh immer nur der Dumme. Er war ja wirklich ein Waschlappen von Wolf, ohne Recht sich zu beklagen. Deswegen versperrte er die bitteren Gedanken des Protests streng in seinen Herzkammern und schwor sich, ihnen den Weg zu seiner Zunge nie frei zu geben.
Er musste sich auf die positiven Seiten konzentrieren, sonst würde er noch verrückt werden. Oh, wie vergesslich er doch war! Schließlich war er ja schon verrückt. Auch wenn er ungeschickt und unsicher war, war er ein ehrlicher Wolf. Es war nicht viel und er konnte gewiss nicht von sich behaupten, dass er deswegen stolz auf sich war. Trotzdem reihte er sich unter den ehrlichen und zuverlässigen Wölfen ein. Er tat sein Bestes, was im Endeffekt meist das Gleiche war, wie der schlechteste Versuch eines egoistischen Faulpelzes. Er hatte zwar keine wirklichen Freunde, jedoch besaß er das Vertrauen der Alphas und der Betas. Sie gaben ihm die Aufgabe, auf die Welpen Acht zu geben. Er musste diesen Akt mit neuen Augen sehen. Es war eine Ehre, denn in den Welpen lag die Zukunft des Rudels. Er würde ihnen helfen, ihren Weg zu finden ( auch wenn er keine Ahnung hatte wie und er durch seine Missgeschicke ihnen wohl eher die Zukunft nahm... Oh, weh! ). Egal, er musste weiterhin hart arbeiten. Er glaube nicht ernsthaft daran, eines Tages dafür entlohnt zu werden. Er war schließlich ein Verfluchter, ein Ausgestoßener. Die Heaven Wolves wussten das freilich nicht, aber sie spürten es. Das Amselherz hatte es schon immer gewusst. Der Fluch würde nie wieder seine Federn rein waschen. Eine erste Himmelsträne versank in seinem nebelgrauen Pelz.

Sharouk schien ausnahmsweise müde zu sein und sich erstmal nicht zu äußern. Das war Cabezan auch ziemlich willkomen so, da er nicht mehr die Kraft verspürte, sich noch mit einem hyperaktiven Welpen zu beschäftigen. Also gab er dem Braunen nur ein müdes Lächeln und bemerkte erst jetzt die Anwesenheit eines Fremdlings neben der von Kimba und Kalucy. Erst versteifte sich sein Körper ein wenig und ein Runzeln überzog den grauen Flaum seiner Stirn. Ein weißer Schatten huschte in nur ein oder zwei Wolfslängen Entfernung umher. Kalucy sprach ihn an, aber das war die Naivität einer Welpin, auch wenn sie eher eine Vorsichtige war. Der helle Rüde antwortete der Welpin nicht und mit einem Seuftzen entsann sich Cabezan, dass es nun an ihm war, den Wolf zur Vernunft zu bringen. Er war der Ranghöchste in dieser Gruppe, so seltsam das auch klang. Delta war schließlich nichts Großes. Es war sogar schon einen Schritt zu groß für ihn. Der Nebelgraue trat auf den Rüden zu und hisste unbewusst seinen Kopf ein wenig höher, sowie auch die Rute. Trotzdem war sein Auftreten gezeichnet von Unsicherheit und Müdigkeit.

"Wer bist du, Wolf? Gedenkst du in unserem Revier zu bleiben, musst du dich an den Alpha wenden und um Beitritt ind Rudel bitten. Momentan ist er jedoch nicht... zu sprechen."

Damit sollte alles klar sein. Er wand seine Nougataugen von ihm ab und eine Woge der Erleichterung umspülte ihn, als er sich nun näher mit Kalucy befassen konnte. Die Gestalt und die zaghafte Stimme der Schwarzen zauberte wie selbstverständlich wieder ein Lächeln voller Sanftmut auf die Züge des Amselherzens. Es erfreute den jungen Rüden, die Miniaturfähe für einen flüchtigen Augenblick lächeln sehen zu können. Manchmal erinnerte die Kleine ihn an sich selbst, aber das war natürlich nur Schwachsinn. Seine Kindheit war von ganz anderen Umständen geprägt worden. Er spürte, wie sie sanft ihr rundes Köpfchen in sein helles Brustfell drückte und strich ihr mit seiner Pfote verspielt über den Kopf. Manchmal glaubte er, mit Kalucy als Patenwelpin wäre er besser ausgekommen. Trotzdem konnte er verstehen, wieso Ramyla ihm genau Sharouk anvertraut hatte. Er brauchte eine menge Aufmerksamkeit, damit er sich in die richtige Richtung entwickelte und nicht irgendwelchen Gefahren in die offene Arme lief. Kalucy schien dagegen ruhiger und ängstlicher. Eigentlich war er mit beiden fast gleich viel zusammen. Er verbrachte seinen Tag ja schon fast ausschließlich unter den Welpen oder in ihrer Nähe. Er konnte sich nicht mal erinnern, wann er das letzte Mal mit auf einer großen Jagd gewesen war. Es ehrte ihn sehr, dass ausgerechnet Kalucy ihm so viel Vertrauen und Zuneigung schenkte. Ja, deswegen war es Wert, weiterzumachen. Für die Welpen. Sie taten ihm gut, das merkte er und er hoffte, er konnte ihnen auch etwas vermitteln. Wenigstens irgendetwas, auch wenn es nur eine Kleinigkeit war. Ganz leise konnte der junge Rüde eine Begrüßung hören und erwiederte sie nur leicht glucksend.

"Selber hallo, Kleines." Er blickte in die hellen Bernsteinaugen, die noch von Unerfahrenheit zeugten. Wie viele ernüchternde Dinge sie noch lernen musste. Es tat ihm Leid um ihr eunbefleckte Unschuld. Er hob seinen Kopf etwas unwillig wieder und sein Lächeln wandte sich etwas schwächer und blasser geworden Kimba zu. Er hatte die helle Wildfarbene damals zum Rudel geführt und fand sie zugegeben eigentlich ganz nett. Sie hatte Kalucy wohl als Erstes aufgegabelt. Zum Glück, es wäre nicht gut gewesen, wäre sie allein auf den immer noch im Hintergrund lauernden Weißen getroffen. Er nickte ihr kaum merkbar zu.

"Ich komme gerade von ihr, es ist nicht mehr nötig sie zu suchen. Wir sollten stattdessen lieber zum Rudelplatz zurückkehren und die Welpen in Sicherheit bringen. Die Nacht ist schon angebrochen und die ersten Regentropfen sind gefallen.", erklärte er ihr und es überraschte ihn, wie sein Wortlaut klang. Müde, aber bestimmt. Seit wann...?, fuhr es ihm durch den Kopf, aber er fand keine Zeit für Antworten.
Er blickte wieder zu Kalucy herunter. "Sie hatte sich Sorgen um dich gemacht. Bleib in Zukunft immer brav in ihrer Nähe, klar?" Er wusste, dass es nicht nötig war, warnend zu klingen, wie bei Sharouk. Er war sich sicher, die Schwarze würde auch so verstehen. In Richtung von Kimba sprach er noch einige Sätze."Der Weiße kommt jetzt mit oder verlässt das Revier. Wenn Sachi nicht am Rudelplatz ist, werde ich später wohl noch mal auf ihre Suche gehen müssen."

Damit wand er sich nach einer kurzen Prüfung der regenverheissenden Abendluft in die Richtung, in der sich das Rudel befand. Den weißen Rüden behielt er dabei im Augenwinkel, wobei er natürlich keinen blassen Schimmer hatte, was zu tun wäre, wenn er plötzlich böswillig agieren würde. Er fühlte sich seltsam leergepumpt. Doch es gab niemanden, der ihn hätte füllen können.

{ Kimba & Kalucy & Azzardo | will zurück zum Rudelplatz und fordert Azzardo auf, Antworten zu geben }
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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Do Mai 31, 2012 8:41 am

~Und wir werden wieder ziehen,
weitergetragen von unserem Gesang.
Wir können uns selbst nicht mehr entfliehen,
spüren die Welt durch unseren Klang.~

Wo ging ihre Reise eigentlich hin? Sie hatte keine Ahnung. Aber sie wusste, dass sie laufen wollte. Sie musste einfach. Ihre Glieder fühlten sich schon richtig steif an. Und sowas tolles konnte man nicht versteifen lassen – oder?
Nein, das konnte man nicht. Die schwarze Fähe mit den leichten Brauntönen und den weißen Flecken trabte also munter los als der komische Kauz wieder eines seiner so lustigen Worte vom Stapel ließ: Blümchen. Sachi war versucht zu lachen, doch ließ sie lediglich ein Grinsen auf ihren Lefzen zu. Natürlich, Lachen war toll, aber davon war erstmal genug. Das sagten zumindest ihre rostenden Pfoten die sie viel lieber davon tragen wollten als sie wieder am Boden aufzusammeln nur weil sie vor Lachen nicht mehr vom Rücken kam.

“Du bist ein schräger Vogel, Cassian dessen Namen er im Pelz unauffindbar trägt.“

, kicherte sie vor sich hin während die Ohren aufmerksam sich drehten und spielten, wendeten und den Geräuschen des halb unbekannten – oder vollkommen unbekannten – Waldes lauschte. Wo sie war? Keinen Schimmer. Wohin sie gerade ging? Auch keinen Schimmer. Aber ganz sicher würde sie auf einen vom Rudel treffen. Hoffentlich nicht Cabezan oder Sharôuk. Weil dann hätte sie ja verloren. Und Hops! Sachi sprang über einen Stein hinweg und lief gemächlich in dem trab weiter. Ihre Gedanken waren mal hier, dann da. Und dann wieder dort. Irgendwie war es komisch. Sie hatte ihre Familie immer noch nicht gefunden und dann auch wieder irgendwie einen Teil der Familie. Die Wölfe mit denen sie nun herum lief waren doch ihre Familienmitglieder nicht? Sie spielten mit ihr, scholten sie und passten auf sie auf. Sie bekam essen und durfte mit ihnen zusammen kuscheln. Tanzen und Heulen – hatten sie das schon getan? Wie oft? Und wie viele zusammen?
Sie liebte Blake, den unflummigen. Sie liebte Cabe, den stotternden Lachbringer. Sie liebte Tani die mit ihr spielte. Sie liebte Sharôuk und auch alle anderen. Es gab kein Wenn und Aber. Sie liebte sie.

“Was suchen wir eigentlich?“

, fragte die kleine Wölfin aus heiterem Himmel heraus und wandte die goldenen Augen zu Cassian. Der Blick war forschend und fast stolperte sie über einen Stock.

“Hoppala.“

, war das einzige Wort was es ihr aus der Kehle rief. Doch ansonsten schien sie sich nicht größer damit auf zu halten und eher weiter zu laufen. Ob Cassian nun antwortete und mitkam oder nicht.

[SACHI && CASSIAN | Wald | rennt los | redet | fragt]
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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1So Jun 03, 2012 10:19 pm

    Kommentarlos beobachtete Nuran das Schauspiel. So schnell konnte es also gehen neue Mitglieder für ein Rudel zu finden. Schwachsinn! Das war doch bestimmt bereits abgesprochen gewesen. Die braunen Augen des Rüden fixierten den neuen Alpha, so, so. Also konnte er sich nun doch ein gutes Bild von ihm machen, er schien mit seiner Art und Weise andere Kontrollieren zu können. Seine Wortwahl, seine Art und auch seine Ausstrahlung. Alles an ihm zeugte von einer königlichen Ader, etwas, das zur Kontrolle geboren wurde. Nett...
    Doch wirklich interessieren tat es Nuran nun doch widerrum nicht, das einzige was ihm besonders seltsam rüber kam, war das die Fähe beinahe den selben Namen wie er trug. Seltsamer Zufall. Aber wie dem auch sei, er sollte weiterhin die Fassade aufrecht erhalten, nicht das sein kleines Theaterstück noch auffliegen würde. Seine Ohren waren aufmerksam nachvorne gerichtet, während er gespielt freundlich mit der Rute wedelte welche er senkrecht an seinem Körper hielt. Samir verabschiedete sich währenddessen kurz vom Rudel, nickte ihnen zu und verschwand dann auch schon. Eher desinteressiert wand er sich schliesslich wieder zur Fähe, es wäre sicherlich unvorteilhaft sie, sie sich um die Pfote zu wickeln. Er musste einfach seinen männlichen Charme spielen lassen, wobei er bezweifelte das Mika die einzige Fähe im Rudel - Und somit auch die Alphera - einfach so Nuran überlassen würde. Wer war eigentlich der Beta? Das ganze war noch nicht geklärt, das Rudel war so instabil und um ehrlich zu sein erwartete Nuran nichts wirkliches von dem schwarzen Rüden Samir. Er kam ihm irgendwie seltsam rüber. Wer wusste schon, was der Kerl im Schilde führte...
    Hoffentlich würde ihm dieses Trauerorakel nicht im Wege stehen. Sein gesamtes Verhalten nervte den jungen Wolf irgendwie, wobei er ihm bislang nicht in Frage gestellt hatte und so lange jenes nicht geschah, musste er Samir auch nicht töten.

    "Herzlich Willkommen im Rudel Nuray. Ich werde Nuran gerufen, seltsamer Zufall."

    Erwiderte er schliesslich in einem freundlichen Tonfall. Irgendwie kam ihm das ganze ziemlich albern rüber, er benahm sich für seinen Geschmack viel zu freundlich, aber wie dem auch sei. Dann spielte Nuran in diesem Rudel eben den freundlichen, alles liebenden Rüden. Er würde einfach Samir den Betarang überlassen, wieso sollte den Schwarzen auch interessieren wer nach ihm der Chef war? Auch Mika würde ihm keine Befehle erteilen können die er nicht hundertprozentig machen wollte, die unsinnig waren oder dergleich. Nuran war anders als die Wölfe, die er bislang um die Pfote gewickelt hatte - Er wies um einiges mehr Intellekt auf und würde nicht auf die Worte eines fremden Rüden rein fallen. Schon sein Vater hatte es versucht und war gescheitert, also, warum sollte Mika es schaffen?
    Er würde stets Aufmerksam sein und aufpassen das er in keine Falle gelockt wurde. Was der Hybrid nun tatsächlich vor hatte war ja ebenso wenig klar und obgleich er nun den Weisen spielte, kam dem Rüden irgendetwas an seinem Verhalten falsch rüber.
    Spielte der neue Alpharüde etwa nur mit seinem Volk? Mit den Leben anderer Wölfe?
    Es war nicht einfach sein Leben zu sichern und vorallem nicht in so einem kleinen Rudel, abr zu klein waren sie auch schon wieder nicht, wobei sie zwei- drei weitere Fähen gut vertragen könnten, an Rüden reichte es allemal, oder zumindest sah Nuran das so.
    Wenn Mika intelligent wäre, würde er sicherlich auf keine weiteren Rüden mehr aufnehmen nd vorallem keine Stärkeren, denn wie jeder wusste waren jene früher oder später Alpha.
    Mika sollte sich davor Hüten noch weitere Rüden aufzunehmen, das einzige was jenes zulassen würde wäre wohl sein Ego. Wobei Nuran jenes nun auch nicht einschätzen konnte.
    Der Schwarze wusste also bis lang immer noch nicht in welche Schublade er den Älteren stecken sollte, aber das Gleiche galt natürlich auch für Samir, wobei er jenen momentan als Schwächsten von ihnen abstempelte.
    Hoffentlich war seine Fassade bislang noch nicht aufgefallen, denn das wäre sicherlich nicht gut.


[ MIKA & NURAY ]
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Kartane


Kartane


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Mo Jun 04, 2012 9:20 am

Close enough to start a war
All that I have is on the floor
God only knows what we're fighting for
All that I say, you always say more


Kartane lauschte der bunt gemusterten Fähe, welche davon sprach, dass Mika ihr Bruder sei. Mika. Bei diesem Namen krampfte sich alles in der weißen Wölfin zusammen. Er war es, der den Alphafelsen entweiht hatte. Das Rudel gespalten hatte. Blake niedergemacht hatte. Blake. Ein Stich fuhr tief durch das Herz der Schattenkriegerin. Sie warf die dunklen Augen über die Reichweite des Rudelplatzes und versuchte den grauen Pelz, den sie so liebte zu finden. Aber sie schaffte es nicht und blickte wieder traurig auf die mit ihr sprechende Fähe. Ein sanftes Zucken ihrer Ohren, das war es, bevor sie das Maul öffnete, um zu einer Antwort anzusetzen.

„Hallo Noreya, es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Und es ist nicht schlimm, dass du mich einfach so ansprichst. Eigentlich kommt mir eine Abwechslung ganz Recht. Und Mika ist also dein Bruder, hm? Nun ja, ich kann wirklich nicht behaupten, ihn zu mögen, aber du scheinst mir gewiss anders. Sag‘, bist du schon lange hier im Rudel“

Fragte die Schattenkriegerin neugierig und neigte sanft den Kopf. Die Wölfin schien ihr eine gut Ablenkung, bis Blake bei ihr auftauchen würde –worauf sie insgeheim hoffte. Nicht, dass Noreya ihr unsympathisch war – ganz im Gegenteil. Aber sie wollte bei Blake sein: sie wollte dort sein, wo ihr Herz sich befand. Diese Trennung machte ihr zu schaffen, und das, obwohl man dies wohl kaum als eine richtige Trennung bezeichnen konnte. Es war nichts dergleichen. Nicht einmal in Ansätzen. Doch was konnte Kartane schon dagegen tun? Ihr Kopf sagte, es sei schmerzlich und der Weißen blieb dabei keine andere Möglichkeit, als dieses Gefühl zu akzeptieren, ob es ihr recht war oder nicht. Dummerweise aber erschein es ihr, als wäre es das Zweite.

Next time I'll be braver
I'll be my own savior
When the thunder calls for me
Next time I'll be braver
I'll be my own savior
Standing on my own two feet

[ bei Noreya || denkt über Blake nach || antwortet der Fähe ]
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Ramyla


Ramyla


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Do Jun 07, 2012 12:34 pm

Life goes on
Step by step
But I'm still here
Caught in a trap


    Kaum etwas schien sich an der Nähe zu regen. Auf den ersten Blick erweckte die Szene beinahe den Eindruck, als würde dort ein grauer Rüde um eine Verstorbene Rudelgefährtin trauern. Manchmal war es schwer, einzusehen, dass alles irgendwann endete. Alles auf dieser Welt fand sein Ende. Manches früher, manches später. Nichts war für die Ewigkeit bestimmt - oft nicht einmal für ein ganzes Wolfsleben. Ramyla war irgendwie innerlich davon ausgegangen, dass Samir und sie zusammen bleiben würden, zusammen alt werden und irgendwann vielleicht als Altwölfe über die Heaven Wolves wachen würden. Wie naiv. Wie unbeschreiblich dumm und naiv sie doch gewesen war… Hatte sie es nicht unbewusst kommen sehen? Hatte sie nicht gemerkt, dass Samir sich immer weiter von ihr entfern hatte? Hatte sie es denn nicht einfach ausgeblendet, nicht wahr haben wollen? Und jetzt war es zu spät.
    Zu spät wofür? Sie hatte so viel. So unglaublich viel. Sie hatte Freunde. Wenn sie lauschte, hörte sie Blakes Atem und seinen Herzschlag. Es tat so gut. Sie musste es nur zulassen. Etwas war zu Ende gegangen und an dessen Stelle würde nun etwas Neues treten. Irgendwann musst sie sich damit abfinden. Doch erkannte Ramyla ganz plötzlich, dass es nicht so sehr dieser Schmerz war. Der Schmerz des Gefühls, verlassen worden zu sein. Das wäre noch aushaltbar gewesen.
    Es war Angst.
    Sie hatte solche Angst um Samir. Es ging ihm nicht gut, das wusste sie. Spürte sie. Und es zerriss das Herz der Fähe. Wo war er? Was tat er gerade? Wie fühlte er sich? Sie wollte ihn sehen. Hier und jetzt. Sie wollte bei ihm sein. Wollte ihn um Verzeihung bitten… Dafür, dass sie nicht gefragt hatte. Dafür, dass sie so blind gewesen war.
    Ramyla spürte einen leichten Stupser in die Seite und hob etwas erschrocken den Kopf. In die vor Überraschung leicht geweiteten Augen legte sich jedoch ein sanfter Glanz, als sie merkte, dass es Cabezan gewesen war. Das hätte sie auch daran merken können, dass es eine so sanfte und zögerliche Berührung gewesen war. Sie war nur so unerwartet gekommen. Etwas wehmütig blickte Myla dem Nebelgrauen nach, der mit Sharouk verschwand, still und leise wie ein Geist. Cabezan war irgendwie… nicht richtig greifbar. Nun kannte sie ihn doch recht lange, und hatte dennoch nicht das Gefühl, ihn auch wirklich zu kennen. Bei Blake war das anders. Auch wenn ihr Verhältnis in letzter Zeit… irgendwie vage und unklar geworden war. Das war ebenfalls etwas, das Ramyla unglaublich leid tat. Trotzdem verweilten ihre Gedanken noch kurz bei Cabe. Der Nebelgraue wirkte oft so unbestimmt traurig. Auch vorhin. Doch hatte sie die Traurigkeit noch deutlicher gesehen, als sonst. Fühlte er sich abgewiesen? Das wollte Ramyla nicht. Auf keinen Fall!
    Einen Moment lang wollte ein Teil von ihr aufspringen und ihm folgen. Doch war die Fähe einfach nicht dazu imstande. Ihr Körper fühlte sich seltsam taub an. Müde. Ausgelaugt. Sie musste erst einmal neue Kraft schöpfen, dann konnte sie versuchen, mit Cabzan richtig ins Reine zu kommen. Kraft schöpfen. Nur wie, wenn diese alles verzehrende Angst an einem nagte?
    Langsam senkte Ramyla den Kopf wieder auf die Vorderpfoten und ließ kraftlos die Ohren hängen. Akzeptieren oder kämpfen? Und wenn, worum kämpfen? Um Samir? Würde er es nicht viel eher lächerlich finden? Und doch musste sie es versuchen. Das fühlte sie mit einem Mal. Sie wollte ihm zumindest noch einmal in die Augen blicken können. Ganz egal, was nun in ihnen lag, wenn er sie ansah. Ob Gleichgültigkeit… oder Abneigung… Sie wollte ihn anblicken und ihm zwei Dinge sagen: "Tut mir leid" … und "Danke". Danke für die wunderschöne Zeit.
    Vielleicht würde sie auch ein "Ich liebe dich" flüstern. Wenn, dann jedoch so leise, dass er es nicht hören würde.

    Die müden Ohren der Beta fingen ein paar leise, nur gewisperte Worte auf. Blakes Worte, die ihr aus der Seele sprachen. Es gab ihr einen Stich ins Herz, dass Blake ebenso fühlte. Für ihn musste das alles noch schwerer sein. Das Rudel war schließlich dabei, auseinander zu brechen… Alles brach auseinander. Einfach alles. Blake musste damit rechnen, dass Ramyla sich nun mit aller Kraft an ihn klammern würde. Als letzten Fels in der Brandung, in einem Meer aus Schmerz und Angst.
    Die Wölfin spürte Blakes Schnauze an ihrer und lächelte. Kaum wahrnehmbar und traurig, aber sie lächelte.

"Danke, dass du da bist."

    Es lag selten solche Ernsthaftigkeit in Ramylas Stimme. Sie konzentrierte sich darauf, diese nicht wegbrechen zu lassen und atmete nach den Worten tief durch. Die Fähe öffnete die Augen halb und der trübe Blick verlor sich in der einsetzenden Dunkelheit.

"Einfach nur… danke."

    Wiederholte sie noch leiser als vorhin, gedankenverloren. Sie wollte eigentlich Blakes Worte nicht einfach so übergehen, doch wusste sie nichts dazu zu sagen. Vielleicht war es besser, so zu tun, als hätte sie den Satz nicht gehört. Da sprach sie lieber das aus, was Blake wahrscheinlich schon wusste, was sie aber trotzdem gesagt haben musste. "Danke" war zwar viel zu wenig, aber mehr Worte brachte Ramyla im Moment nicht heraus. Außer…

"Ich muss ihn sehen."

    Das Flüstern kam einfach so aus ihrem Fang. Es war nicht nötig, näher zu definieren, wen sie meinte.
    Sie musste ihn sehen. Sie wünschte es sich so sehr. Sie musste ihn sehen… und ihn um Vergebung bitten.


[Blake]
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Lonato


Lonato


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Sa Jun 23, 2012 5:44 am


    Berechtigt war die Vermutung des Rüde gewesen, dass Blake ihn nicht einfach ausschließen würde, weil er kein besonders hilfreicher Wolf war. Natürlich, er konnte recht gut über Sachen nachdenken und urteilen, aber alles andere, was ein normaler Wolf können sollte, war bei ihm wohl kaum vorhanden. Jagen war nicht seine Stärke, Kämpfen gehörte auch nicht dazu – das wichtigste im Leben eines Rüden, wenn es nach den Worten von allen anderen ging. Doch wer Muskelkraft besitzt und sie nicht einsetzen kann, weil er zu dumm ist, hat auch nichts gewonnen. So blieb Lonato lieber schlau und schwach als stark und dumm. Es war ja sowieso nichts daran zu rütteln, er war so wie er war und niemand würde dies je ändern können.
    Langsam verließen alle anderen Wölfe den braun-schwarzen Rüden. Doch er machte sich weder viel aus Gesellschaft, noch aus Einsamkeit. Mochte man ihn, konnte man ihm ruhig Gesellschaft leisten, doch hatte man etwas an ihm auszusetzen, hatte der Rüde nichts dagegen, wenn man ihn verließ – auch ein Verlassen für immer war ihm in diesem Falle recht. Mit dem wachen Augen eines Taktikers und Denkers beobachtete er, wie sich die verschiedenen Grüppchen abspalteten. Als ob das Rudel nicht schon gespalten genug ist. Sie sollten zusammen bleiben., dachte Lonato, behielt seine Gedanken aber lieber für sich und suchte sich ein wenig abseits ein gut einsehbares Plätzchen, auf dem einen niemand von hinten überraschen konnte. Dort ließ er sich kurz nieder.
    Der Braun-Schwarze musste nun erst noch einmal alles durchgehen und bis ins kleinste Detail betrachten. Angefangen bei Mika, der das Rudel schon vor seiner eigenen Ankunft terrorisierte, gefolgt von den Ereignissen von denen er gehört hatte. Und dann das Ende, in dem Mika sich vom Rudel los sagte und sein eigenes gründete. Doch das konnte nicht wirklich gut gehen. Mika war sehr gerissen, aber er hatte nicht die Qualitäten, die ein Alphawolf haben sollte. Niemand konnte behaupten Mika wäre dumm, doch er war kein bisschen gütig und die, die ihm folgten würden nur schwer wieder in das Rudel Blakes zurückfinden können, wenn sie dies überhaupt taten. Doch dieses Rudel, dem er begegnet war, gehörte nicht auseinander. Sie waren alle eins und ergänzten sich. So sollte es in einem Rudel sein und nun wurde es auseinander getrieben von einer Kreatur, die nicht einmal ein ganzen Wolf war, sonder durch dessen Adern Hundeblut floss. Allerdings schien dies Mikas Stolz keinen Abbruch zu tun.

    Doch nun befand der Rüde, dass es Zeit zum Handeln war. Er wusste nicht was er tun würde, doch sein Körper sagte ihm, er müsse sich bewegen. Und so folgte Lonato diesem Drängen und stand auf. Einmal kurz Strecken und dann bewegten sich seine Pfoten auch schon geschwind über den Waldboden. In einer trabähnlichen Gangart hoppelte er durch das Gelände, dass sich rund um den Lagerplatz des Rudels befand. Seine Nase nahm die anderen Wölfe wahr, die sich rund um ihn in diesem Gebiet befanden. Schließlich waren sie recht viele und weit verstreut, allerdings mischten sich auch unbekannte Gerüche unter die bekannten Wölfe. Lonato unterdrückte allerdings die Gedanken an mögliche Szenarien, die eintreten könnten, sollte er einem dieser Fremden begegnen. Er wollte nicht mehr nachdenken. Er wollte jetzt etwas tun und möglichst auf jemand bekannten treffen. Er hatte zwar keine Sehnsucht nach anderen Wölfen allerdings würde er ohne diese nur weiter nachdenken und das war momentan nicht wirklich wichtig. Wichtig war zu wissen, wer auch welcher Seite war und falls er wirklich fremde Wölfe traf, sie auf Blakes Seite zu ziehen. Mehr zählte im Moment nicht, nur wollte er andere Wölfe vor einem so schrecklichen Alpha bewahren wie Mika. Niemand hatte einen solchen Alpha verdient.
    Mal wieder schob sich unbemerkt eine Baumwurzel in Lonas Weg, wie so oft. Innerhalb von Millisekunden blieb der Rüde hängen, jaulte kurz auf, stolperte und kugelte eine kurze Strecke über den Boden. Als er wieder richtig herum war, schüttelte er kurz den Kopf und stand dann auf, um sich den Dreck aus dem Fell zu schütteln, den er bei dem Sturz aufgenommen hatte. Ohne es vorher bemerkt zu haben, hatte sich Lonato Sachi, einer jungen Fähe, und einem fremden Wolf genähert. Etwas schockiert darüber, dass sie seinen Sturz gesehen hatten, starrte er beide an.


{wird von allen verlassen # legt sich hin und denkt # läuft los # stolpert # CASSIAN && SACHI}
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Samir


Samir


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1So Jun 24, 2012 12:21 am

Stumm blickte Samir die beiden Wölfe an. Der Eine schien ihn gar nicht zu hören und der schwarze zog nur unmerklich die Augenbrauen hoch, ehe er die Blinde anschaute. Ihre trüben Augen waren so leer, dass es ihm schon irgendwie leid tat, dass die Fähe sich damit durch die Welt quälen musste, ohne zu wissen, wie alles um sie herum aussah. Er verwunderte ihn sehr, dass sie noch lebte und nun vor ihm stand. Sie sah so herunter gekommen aus, dass er ihr Alter gar nicht richtig einschätzen konnte, aber er vermutete, dass sie noch nicht viele Jahre lebte. Der andere Krüppel schien wieder das Weite zu suchen um seinen Gedanken nachzuhängen, was Samir allerdings auch relativ egal war. Er schenkte seine Aufmerksamkeit der Blinden. Sie kannte ihn nicht und das war auch gut so. Er musste sich nicht verstellen und er musste sich auch nicht zurückhalten. Sie gehörte nicht zu Blakes Rudel und auch nicht zu Mikas. Sie war alleine, genauso wie er.
Aus irgendeinem Grund bekam Samir das Gefühl, der braungemusterten Schutz zu geben. Sie wirkte so hilflos. Als sie sprach, hielt sie sich geduckt, obwohl seine Körperhaltung gewiss nicht so war, dass man Angst bekommen musste. Er sollte ihr den Weg zum aas zeigen? Vorbildlich, ihre Zurückhaltung. Ein leichtes und seltenes Lächeln zierte seine Lefzen und die schwarzen Ohren zuckten ein wenig.

„Du hast schon lange kein frisches Fleisch mehr gesehen. Wir machen es so …“, meinte er mit klarer Stimme, die diesmal angenehm freundlich war. „ … ich jage etwas für dich und du erzählst mir, woher du kommst und wer dein Freund da ist. Warte einen Moment.“

Der Pechschwarze wandte der Blinden den Rücken zu und trabte wieder in den Wald. Er hatte nicht vor, ihr etwas Großes zu fangen, vor allem deshalb nicht, weil er alleine war, aber Aas von vor zwei Tagen wollte er ihr auch nicht antun. Er kannte die Fähe nicht und wusste nicht einmal ihren Namen, aber trotzdem war sie ihm sympathisch, einfach nur weil sie keinem Rudel angehörte und ihr Verstand noch nicht von solchen Idioten wie Blake oder Mika verdreht worden war.
seine Beine bewegten sich rhythmisch und die Gedanken an Moira waren schon fast wieder verflogen. Die Ohren des Rüden bewegten sich bei jeder Bewegung und es dauerte nicht lange, bis er eine Bande von verschreckten Kaninchen aufgescheucht hatte, die voller Elan durch einen Sumpf aus Blättern und Pflanzen flitzten. Samir ließ seine Vorderbeine weit vorsetzen und holte schnell auf, bevor die stinkenden Knäule auf die Idee kamen, sich ganz aus dem Staub zu machen. Er packte eines im Nacken und das weiche Fell kitzelte sein Zahnfleisch, während die schlagenden Pfoten des noch lebendigen Tieres gegen seinen Brustkorb und seinen Fang schlugen. Er drückte die Kiefer zusammen, bis ein wunderschönes Knacken ertönte und das Zappeln des Wesens ließ nach bis es ganz aufhörte und die Beine leblos herabhingen. Erneut setzte Samir sich in Bewegung und fand die Fähe an dem Ort vor, wo er sie verlassen hatte. Seine Jagt war nicht glorreich ausgefallen, doch um etwas Größeres zu jagen fehlte ihm gerade die Geduld und er wollte ja nicht, dass die Blinde zusammenklappte.
Er ließ das Kaninchen vor ihre Pfoten fallen und setzte sich dann mit etwas Entfernung von ihr auf den Boden, während sein heller Blick den schmalen Körper der Einzelläuferin in Augenschein nahm.

„Es ist nicht viel, aber vielleicht bewahrt es dich davor, vor meinen Augen abzukratzen. Und nun iss“,

meinte er und lächelte wieder ein wenig. Der Taube war scheinbar nun vollends verschwunden. Konnte ihm eigentlich auch egal sein, war ja schließlich nicht sein Problem wenn er verreckte. Eigentlich ging ihn auch die Blinde nichts an und er hatte trotzdem für sie gejagt. Vielleicht lag es daran, dass sein Beschützerinstinkt schon immer ziemlich ausgeprägt war. Bilder von Ramyla und anderen diversen Fähen schlichen sich in seine Gedanken, doch er verdrängte sie. Er wollte keine von ihnen mehr sehen. Keine.

[Bei Aynu]
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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1So Jun 24, 2012 9:04 am

Gerade wollten die Worte, welche in ihrem Kopf herumschwirrten, aus Kartanes Fang entfleuchen. Sie wollte Noreya etwas sagen, dass sie so vollkommen anders war wie Mika. Dass die Geschwister vollkommene Gegenteile waren und nicht ein und das Selbe. Doch so schnell, wie der Wind momentan durch den Platz des Rudels floss, so schnell zuckte die bunte Altfähe zusammen und verschwand in den Tiefen des Waldes. Irgendetwas hatte sie aufgeschreckt. Ihre Ohren hatten noch ängstlich gezuckt, ehe sie verschwunden war. Sprachlos starrte ihr Kartane hinterher. Es war nicht so, dass sie die Geste als unhöflich empfand – vielmehr war sie geschockt und wollte wissen, wer oder was die Wölfin aufgeschreckt hatte. Die weiße Schattenkriegerin sah sich um, doch nichts zeigte einen Hauch von Gefahr. Mit einem leisen Seufzen wandte Kartane dem Ort, an dem Noreya gestanden hatte, den Rücken zu und trottete wieder langsam auf das Rudel zu, welches sich verstreut hatte. Mika und sein Gefolge konnte sie nicht entdecken. Ihr Blick fiel – wie sollte es anders sein – auf den grauen Alpha, welcher sich mit einer Fähe unterhielt. Ramyla müsste ihr Name lauten, entsinnte sich Kartane Recht. Mit leisen Schritten bahnte sie sich ihren Weg durch das sich sacht wiegende Gras und betrachtete dabei ihre schneeweißen Pfoten. Stark und doch zierlich. Gegensätze, welche sich kaum miteinander vereinbaren ließen. Die Fähe mochte es, zwei scheinbar gegensätzliche Dinge zu einem zusammenzufügen. Sie setzte ein sanftes und freundliches Lächeln auf ihre Lefzen und trat näher an Blake und Ramyla heran, hielt dennoch gebührenden Abstand, um die beiden nicht in ihrem Gespräch zu unterbrechen. Lieber wartete sie und blickt dabei aus ihren dunklen Seelenspiegel den Alpha an – wie sie es schon so oft getan hatte. Sie konnte es nicht lassen. Immer wieder schwang ihr Blick zu ihm und Kartane schaffte es nicht, sich länger als einige wenige Sekunden von ihm abzuwenden. Ein leises Seufzen entwich ihr, welches allerdings unmöglich von den anderen Beiden zu hören war. Um nicht so lange stehen zu müssen, ließ sie sich auf ihren Hinterläufen nieder und wartete, bis Ramyla und Blake sie bemerken würden.

[ NOREYA’s Verschwinden / verwundert / geht zu MYLA und BLAKE ]
Ich entschuldige mich für die Schrecklichkeit dieses Textes, aber ich habe ein Kreatief. Falls MIKA nicht einverstanden sein sollte, kann ich den Teil mit Noreya noch einmal ändern.
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Mika


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Di Jun 26, 2012 7:52 am

Die Düsternis des abendlichen Herbstes fing sich in seinen Augen und verschluckte die verschlungenen Ornamente, die der verhangene Himmel zögerlich in sie zu zeichnen gedachte. Eine ungewöhnliche Ruhe lag in ihm, doch der Hass, der ihm schon seit so langer Zeit beiwohnte, musste sich erst daran gewöhnen. Gewöhnen, oder er rebellierte dagegen. Es war Mika eigentlich egal. Dieses Rudel, welches er auf die Beine zu stellen gedachte, würde nicht zwnaghaft lange bestehen müssen, jedoch würde er sein Ding durchziehen, dessen war er sich bewusst. Was danach mit diesen Wölfen passierte? Etnweder jemand anderes übernahm die Führung oder sie zerstreuten sich. Es war einerlei, ja, an die Zukunft hatte der Altwolf im Moment keine Lust Gedanken zu verschwenden. Das Onyx seiner Augen strich zwischen den Baumstämmen umher, sammelte das letzte des spärlichen Lichtes ein. Es floß zwischen dem dichten Astwerk hindurch und durchsickerte jeden der einzelnen Wölfe dieses Landes. E'Deverus, wer hatte dieser Welt diesen bescheuerten Namen gegeben? Mika glaubte nicht an Götter und vor allem nicht an irgendwelche Himmelswölfe. Es war nur mal wieder typisch für Blake, seinem Rudel einen so größenwahnsinnigen Namen zu geben. Ein leicht ironischer Zug durchfuhr seine Züge, als wäre es ein blasser Windhauch. Das Bild seiner Erzfeindes flimmerte zwischen dem erbleichendem Blattwerk hindurch und die Flammen des vom Hass genährten Zornes wärmten sein verrottendes Herz nur, anstatt es zu zernagen. Wer hätte gedacht, dass Hass sich für ihne inmal so friedlich anfühlen würde? Es erfüllte jede seiner Zellen, von seinen Knochen bis in die äußersten Haarspitzen. Ließ sie leicht vibrieren, voller Erwartung in die Zukunft. Eine Hass auf Distanz würde es werden, auch wenn nur auf eine kurze Zeit. Viel Zeit zum Nachdenken und zum Planen. Schon jetzt flimmerte in seinem Herzen die Vorfreude auf den bitteren Geschmack der Schadenfreude, die er verspüren würde. Sein Blick glitt über die Züge seines spärlichen Gefolges. So war es recht, so musste es sein. Alles ging seinen rechten Gang, dies würde auch Blake eines Tages einsehen müssen. Und wenn er das nicht selbststandig tat, würde Mika ihn damit konfrontieren. Dieser Augenblick mochte weit entfernt liegen, oder er war bereits morgen. So viel man auch plante, man konnte nicht alles einkalkulieren. Ob Blake wusste, was ihm bevorstand? Nein, nein. Die kleine graue Maus hatte den Kopf bestimmt mal wieder voll mit nichtigen, nebensächlichen Dingen. Es war immer schon so gewesen, das Wichtigste blieb seinem Auge unsichtbar. Nun, er würde es früh genug bemerken, darauf konnte er sich gefasst machen. Mit einer grimmigen Genugtuung kostete er das Gefühl des kommenden Triumphes aus, der ihm sicher war. Ein süßlicher Geschmack lag ihm auf seiner Zunge und er war sich sicher, das dies das war, was ihm all die Jahre lang gefehlt hatte. Mit diesen Gedanken wandte er sich seinen Lakaien zu. Er bemerkte mit Wohlwollen, dass er die Fähe schnell und erfolgreich für sich gewonnen hatte. Nun Blake. Ich kann auch anders., lächelte er insgeheim in sich hinein. Er nickte ihr zu, scheinbar mit Akzeptanz.

"Das ist gut zu hören, denn Schwache dulde ich nicht um mich. Und dank dir sind wir nun zu viert."

Von wegen, nur durch seine Überzeugungskünste, standen sie jetzt hier, pah! Er hätte am liebsten in Erfahrung gebracht, wie die Lage nun unten bei den Heaven Wolves war. Ob Blake mit seinen Rudelwölfen Kriegsrat hielt? Viel wahrscheinlicher war es, dass er sich bei irgendeiner Fähe die Seele aus dem Leib heulte. Bei dem Wort Fähe zählte er Raziel natürlich hinzu. Nun, zumindest schien die helle Fähe seine Ansichten scheinbar zu teilen, was Mika gefiel. Oder sie wollte sich bei ihm einschleimen, das war auch nicht schlecht, denn es würde bedeuten, dass Nuray wirklich etwas daran lag, bei Mikas Gefolge zu bleiben.

"Exakt meine Ansicht, Nuray.", antwortete er ihr mit einem leichten Zucken seiner Leftzenwinkel.

Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, was nun weiter zu tun war, ertönte ein anklagender Laut in der Ferne und aus der Richtung in der Samir war, wehte der Geruch einer Fremden her. Die Stimme hatte er augenblicklich erkannt, auch wenn keine Worte in das überraschend kurze Heulen eingebunden waren. Er wusste sofort, was er zu tun hatte. Vielleicht war es die jahrelange Erfahrung, die gute Wolfskenntnis oder auch nur ein Instinkt, der ihm diktierte, was er zu tun hatte, aber eigentlich war es gleich. Seelenruhig wandte er sich an das ungleiche Gespann - nun, da Samir ja kurzfristig die Leinen gezogen hatte.

"Ich werde kurz etwas erledigen müssen. Dies wird übergangsweise unser Lagerplatz sein. Morgen werden wir die Grenzen unseres Revieres abstecken. Nuran, ich möchte, dass du sobald wir das erledigt haben die Rolle des Grenzwächters übernimmst. Samir wird zusammen mit mir für die Jagdleitung zuständig sein. Er soll die Aufenthaltsorte des Wildes heruasfinden. Nuray - ich werde dich wohl für die nächsten Tage erstmal in Augenschein nehmen müssen. Trotzdem habe ich schon eine Idee, was für eine Rolle du übernehmen könntest.", er lächelte ihr leicht zu und wandte sich schon zum Gehen. Doch kurz bevor er zwischen den Bäumen verschwand wendete er seinen massigen, muskulösen Körper noch einmal um. "Ach, und wenn euch zu zweit langweilig wird. Ich bitte euch, sucht Samir auf, falls er zu lange wegbleibt. wer weiß, vielleicht kommt er mit der Fremden nicht klar, dessen Fährte in der Luft liegt. Ich will, dass ihr ihm die eben erhaltenen Informationen auch übergibt."

Die letzten Worte waren ernster gewesen, Anweisungen, klar aber nicht barsch. Dann bahnte er sich in leichtem Trott den weg durch den Wald des Gebirges immer höher. Zwischen den Farnen entdeckte er sie schließlich - seine Schwester, Noreya. Ein teuflischer Ausdruck legte sich in seine Augen als er auf den Felsvorsprung hinaustrat. Unter ihm und hinter seiner Schwester breitete sich Cataracta aus. Mit einem sanften Lächeln auf den Zügen und unergründlich tiefen Augen trat er näher heran. Gräser knickten unter seinen Pfoten hinweg und richteten sich nicht wieder auf. Kiesel stolperten schwerfällig den Abgrund hinab, als er sie streifte. "Schwesterherz. Ich weiß, du verlangst Antworten. Ich weiß, du hältst es nicht länger aus. Deine Rache konntest du nicht vollbringen, dein Herz war zu stark dazu. Und weißt du was? Ich werde es dir leicht machen. Du kriegst deine Antworten und du wirst gut zuhören, Kind." er war ihr bereits so nahe, dass ihr zitternder Atem ihn streifte. Der Wind streifte kühl durch den dichten Pelz der beiden Hybriden. "Meine Tat damals, weißt du, wessen Schuld es war? Ich sag es dir. Erinnerst du dich noch an den Welpen, den du so verehrtest, an den du aber nie drangekommen wärst, weil Chimäa da war, die hübsche Alphastochter? Ja, gewiss tust du das. Es ist Chizus Schuld, dass alles so gekommen ist, wie es kam, meine Kleine. Wäre es nicht so, wären wir alle noch dort und glücklich. Du, ich, Chimäa und Tiqian wäre Alpha. Und du, du wärst auch Alpha, die kleine Braut von Tiq. Leugne es nicht, du wusstest es doch auch immer schon."

Der Blick des Bunten verlor sich in der Ferne des Himmels und er sog die frische Abendluft ein. Ja, es roch nach nahendem Regen.

"Wäre es nicht wunderbar gewesen so? Zwischen den Gipfeln des Nebels, oh ja. Dort hat dein Verlobter das gleiche Schiksal erlitten, wie du jetzt. Er ist durch den Nebel gefallen, er hat ihn in seiner weichen Fülle aufgenommen, wie es das Schiksal von jedem von uns hätte werden sollen. Nur du... Du wirst nicht in den Nebel zurückkehren. Und ich glaube, ich werde das gleiche Schiksal erleben müssen, wie Chizu. So schließen sich die Kreise, Kleines. Wir wussten es doch schon immer. Träume schön, Kind. Vielleicht träumst du ja vom Nebel.", sprach er.

Mit einer letzten Liebkosung, stemmte er sich gegen ihren fragilen, alten Körper. Ein letztes Mal vergrub er die Schnauze in dem Pelz, der so voller Erinnerungen war. Das Schwarz seiner Augen hatte nichts an der entschlossenen Genugtuung verloren. Ihr Körper gab wiederstandslos nach und strauchelte über den Rand der Klippe. Er trat an den Abgrund und sah seine Schwester in einem der Ströme versinken, die über einen Wasserfall im Tal endeten. Der schlaffe Körper trieb weg, weg von ihm. Er verspürte etwas neben sich, wie ein sanftes Streichen. Er schloss die Augen und dachte an den schiksalshaften Tag damals. Neben ihm spürte er deutlich Chizu stehen, die blauen Augen voller Nachdenklichkeit in die Tiefen des Nebels gerichtet. "Chizu?", erklang die dunkle Stimme des Wolfshybriden zögerlich fragend. Doch als er die Augen öffente, war da nur das Säuseln des Windes in seinen Ohren.

{ erst Nuray & Nuran | dann Noreya | schließlich allein }
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Blake


Blake


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Do Jun 28, 2012 9:29 pm

Dearest enemy, I fear that.
You have just lost me
Along the way
Somwhere between the fake smiles


Blake presste seine Schnauze in das warme und weiche Fell seiner Freundin, die wohl im Moment die Einzige war, die ihn nicht an Mika erinnerte und ihn somit in Angst und Schrecken versetzte. Er wusste nicht, was er tun sollte, an wen er sich wenden sollte und auch nicht, wie er mit jener misslichen Situation abfinden sollte. Es stand nicht in Mikas Recht, dass er ihm seine Rudelmitglieder ausspannte, doch wer würde dagegen schon etwas unternehmen? Ein bitteres Lächeln, gezeichnet von Frust und Hass setzte sich auf seine Lefzen. Myla konnte es nicht sehen und das war auch nur gut so. Sie würde denken, er sei verrückt, verfiel langsam dem Wahnsinn und dem Hass, der sich in ihn hineingebohrt hatte wie ein großer Dorn. Die Haut über der Wunde war schon zugewachsen und verheilt, doch unter jener schützenden Schicht war das Grauen, der Schmerz, den niemand sehen konnte. Es würde unfassbar schmerzlich werden, sich von dem Hass zu befreien, aber danach … war er frei davon. Freu von Schmerz und von Hass, von dem „Dornen“, der tief in seinem Fleisch saß wie eine fette Made. Noch immer grinsend drückte Blake seinen Fang weiter in Mylas Fell und ein Zittern fuhr über sein Rückgrat, sodass sich die grauen Haare dort aufstellten. Danke, hatte Myla zu ihm gesagt. Ein Danke dafür, dass er da war. Blake hatte nichts darauf erwidert, da er nicht wusste, was er hätte erwidern können. Abgesehen von dem Wind der die Blätter zum Rascheln brachte und sich sanft an Farne und Gräser schmiegte, um diese hin- und her zu wiegen, herrschte Schweigen und Blake wollte diese Stille nicht mit seinen dahin geredeten Worten zerstören. Es war ohnehin schon alles kaputt. Er atmete hörbar aus und das hässliche Grinsen verschwand endlich, ebenso wie die aufgestellten Haare. Erst, als er sich wieder entspannte merkte er, wie sehr er die Muskeln angespannt hatte. Als wäre jemand direkt gegenüber von ihm gewesen. Himmel … langsam wurde er wohl so wahnsinnig wie Mika, wenn das überhaupt noch möglich war. Aber hätte ihm jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass er auf einen Wolf treffen würde, der ihn so mit Hass anstecken würde, der ihm statt Blut Gift durch die Adern pumpen lassen würde, hätte Blake selber wahrscheinlich gelacht.

Blakes Ohren zuckten bei Ramylas gewisperten Worten leicht und er runzelte die Stirn, noch immer die Schnauze in ihrem Fell vergraben. Sie wollte ihn sehen? Samir? Nach allem, was er ihm angetan hatte? Ein heftiger Widerspruch lag ihm auf der Zunge und er wollte gerade den Kopf heben, um ihn auszusprechen, doch dann befand er es für besser, erst über eine Antwort nachzudenken. Jeder wusste, dass Ramylas Liebe größer war als alles andere, doch wie war es umgekehrt? Sein rabenschwarzer Bruder hatte sich verändert, doch war es ihm auch unmöglich geworden, zu lieben? Gefühle zu empfinden? Zu gerne wüsste Blake es, doch es war zu spät. Alles war zu spät. Doch das konnte er Ramyla nicht sagen.

„Ich weiß nicht, ob das gut ist.“, begab er zu bedenken und flüsterte ebenso wie sie. „Er hat sich verändert. Und ich glaube, es wird dir nicht gut tun, ihn zu sehen. Doch wenn es nicht anders geht … kann ich dich nicht aufhalten. Dann werde ich dich gehen lassen und wenn du fällst, werde ich dich auffangen, immer wieder. Ich will nur, dass du das weißt. Pass auf mit dem, was du tun willst.“

Wahr gesprochene Worte verließen den Fang des Grauen und er rückte etwas von ihr ab, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Er wollte nicht, dass seine Beta sich noch viel unglücklicher fühlte, als sie jetzt war und er glaubte nicht, dass Samir sie wieder glücklich machen konnte. Er war einfach nicht mehr derselbe, nach all dem, was passiert war.
Schritte waren zu hören und Blake zuckte heftig zusammen. Sein Kopf wandte sich zur Seite um dem Ankömmling entgegenzublicken. Die Bernsteinaugen erfassten die schlanke Gestalt einer Fähe – seiner Fähe, wie er sie in Gedanken bereits nannte. Kartane. Sein Herz schlug mit einem Mal schneller und er blickte sie für einige Sekunden wortlos an. Wie schön sie doch war. Die Dunkelheit umschmeichelte ihren weißen Pelz und ihre dunkelbraunen Augen wirkten so tief und unergründlich, fast so schwarz wie die von Mika, nur vollkommen anders. Noch gefüllt mit Wärme und Liebe. Er erhob sich und schüttelte seinen grauen Pelz, eher er sich zu Ramyla hinunter beugte und nochmals seine Schnauze gegen ihre drückte.

„Tu das, was du für richtig hältst. Aber pass auf dich auf. Wir reden später weiter, ja?“,
hauchte er ihr entgegen und blickte in die dunklen Bernsteinaugen der Fähe. Ein trauriges, aber sanftes Lächeln legte sich leicht auf seine Lefzen, ehe er von ihr abließ um sich Kartane zuzuwenden. Er hoffte bloß, dass Kartane nicht dachte, dass er nun Gefühle für Ramyla hegte. Nein, Ramyla war einer seiner wichtigsten Besitze, aber seine Liebe galt Kartane. Nur wusste jene das nicht. Er blickte der Weißen in die Augen und ging einen Schritt auf sie zu, seine Ohren zuckten erwartungsvoll vor der Frage, die sie scheinbar hatte. Oder war sie nur so hierher gekommen? Etwa wegen ihm? Blake war sich nicht sicher, wie Kartane zu ihm stand, auch wenn er sich schon oft eingebildet hatte, dass oft mehr als nur freundschaftliche Gefühle von ihr ausgingen. Doch sicher sein, konnte man sich erst, wenn man die Gefühle zugibt und das kam für Blake zurzeit nicht in Frage. Er lebte lieber so, als zu wissen, dass Kartane nichts für ihn empfand, oder zumindest nicht dasselbe.

[Bei Ramyla || Dann bei Kartane]
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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Fr Jun 29, 2012 2:41 am

Der Weiße zuckte mit den Ohren und duckte sich ein wenig tiefer in das Laub. Einige trockene Blätter, die wohl noch vom Herbst liegen geblieben waren, drückten gegen seinen Bauch und wollten ein Rascheln von sich geben, welches Azzardo jedoch nicht zuließ. Nach und nach ließ er sein ganzes Körpergewicht auf die Blätter sinken, damit er möglichst lautlos darin versank.
Langsam began sich Azza über seine Fellmusterung zu ärgern. Er war weiß, schneeweiß. Das brachte ihm nicht besonders viel. Wobei er sagen musste, dass es auch seine Stärke war. So war er besser zu erkennen und stach aus der Menge heraus. Gerade war es zwar nicht so passend, eben weil er sich verstecken wollte, anstatt aufzufallen.
Azz schnippte mit dem Ohr und beobachtete durch die Blätter, wie ein Rüde zu den beiden trat. Zu dem Welpen und der Fähe. Er war nebelfarben, genau wie der Weiße. Wobei das Felles Azz schöner und heller war, als das des Blassgrauen.

Dieser wirkte sanftmütig gegenüber der Kleinen und dessen Begeleitung. Aber die Stimme, mit der er dann sprach, war feindseelig. Er sprach zu Azz, der noch immer in dem Blättergestrüpp lag. Er wirkte sanft und ruhig. Er war auch ruhig. Aber sanft auf keinen Fall. Mit einem Ruck erhob er sich und blickte in die dunklen Augen des Fastweißen. Die Augen erinnerten Azz an Erde, Lehm und an die Blätter, in denen er noch eben gelegt hatte. Mit einem Zucken in den Ohren nahm er den Geruch des Grauen wahr. Erst sog er die starke Duftmarke durch seine Nase, nur um sie durch seinen Mund wieder auszuatmen. Feindseeligkeit, ja.

"Du hast mir nichts zu sagen, Altwolf."

Azz knurrte die Worte schon fast. Er war ein bisschen auf Gewalt gebürstet. Er mochte es, wenn er sich mit jemanden anlegen konnte, seine Kräfte zu messen und Andere zu provozieren. Das war und würde immer seine Leidenschaft sein. Mit der Zunge fuhr er über seine Zähne und gähnte dann, in dem er sein Maul weit aufriss. Er war müde. Er sollte schlafen. Er sollte sich hier in der Nähe einen Platz zum schlafen suchen. Irgendwo.
Mit diesen Schlaftabellten hier, würde er ohnehin nichts anfangen können.



{ Kibas Gruppe }
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Jequn


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Fr Jun 29, 2012 7:38 am

Wie ein Alien, so fremd.
Zeit. Zeit vergeht schnell. Wenn man nicht weiß, was man will, vergeht sie nur noch schneller. Allein ein einziger Gedanke kann einen in pure Verzweiflung versetzen. Die Frage warum, wofür das alles? Aber würde sich jedes Lebewesen auf dieser Welt fragen, warum es existiert, so würde die Erde bald nur noch ein bloßer Punkt von Zweifel und Trauer sein. Ein schwarzer Fleck und in jeder Ecke eine Einsamkeit hocken, die keine Antworten findet. Niemand kann einem bei der Frage nach dem Warum helfen. Nur man selbst kann den Weg des Lebens, dass manchmal so großzügig, aber meistens viel eher trist und grau ist, finden. Seinen eigenen Weg. Und so läuft es auch mit Jequn. Seit vielen Jahren schon.
Die Zeit verrinnt, als würde man nur zwischen Momenten hin und her springen. Kein anderer, nur er selbst. Allein. Kein Blick in die Augen, Seelen, Herzen. Eben die triste und graue Seite des Lebens.

Jeder ist gegangen, niemand wollte ihm folgen. Heute war der Rüde ein anderer, als früher, aber die trübe Bedrücktheit lastete schon immer auf ihm. Er wusste schon selbst nicht mehr, ob er sich dieses Leben ausgesucht hatte. Noch nie hatte ihn jemand verstanden. Zu kompliziert waren seine Worte, zu unglaublich das Geschehene. So ließ er irgendwann niemanden mehr in sein Herz. Zu große Worte hatte er vermieden, zu viel hat sich in ihm angestaut. Doch mit der Zeit ist ein Teil von ihm verloren gegangen.
Heute sind seine Augen leer, zu erkennen ist darin vielleicht noch manchmal die Schwere seines Bewusstseins, aber die Wahrheit findet man auch bei ihm nicht.

Es ist nicht so, dass Jequn sich auf keinen mehr einlässt. Er ist nur einfach davon überzeugt, dass niemals irgend etwas einen Sinn ergeben wird und er nur auf dieser Welt ist, um seinen Sorgen noch morgen hinterherzurennen. Praktisch und kurz gesagt könnte man meinen, dass er nur noch vor sich hin lebt und auf den Tag seines Verendens wartet. Aber eigentlich ist es dann doch nicht so.
Ja, er ist kompliziert. Und dass ist der Grund, warum er an der Zeit vorbei rauscht und ihn nie jemand verstanden hat. Anders. Wie ein Alien, dass eines Tages einen fremden Planeten, die Welt, betritt und von allen nur verhasst und gejagt wird, weil es fremd ist.

So war auch heute wieder ein Tag wie jeder andere. Der Rüde lief durch den Wald und die Laute seiner auftretenden Pfoten auf dem trockenen Laub waren das Einzige, dass die Stille durchbrach. Kein Vogelgesang, kein Wind der durch die Bäume fuhr. Wieder kam es ihm bloß wie eine Trance, ein Rausch vor. Zeitraffer an ihm vorbei rauschend. Seine leeren Augen blieben nirgendwo hängen, als sei er blind. Er hörte nichts, als sei er taub. Und auch den Boden unter seinen Pfoten konnte er nicht spüren.
Einen Moment lang blieb der ältere Rüde stehen, sog die frische Waldluft ein, dann ließ er sich kurzerhand auf den Boden fallen. Die Luft war rein, kein Wolf in der Nähe. Er konnte seine Ruhe haben. Vielleicht war er einer von Gottes Fehlern. Viele Wölfe, die ihm in diesem Leben begegnet sind, hatten dies schon behauptet. Letztendlich wurde immer wieder Lebewohl gesagt, denn Jequn war ein Einzelgänger. Es war eben nicht jedem gegönnt, jemanden zu finden, der einen aus der Verschwendung dieses Schicksal zog. Nicht jeder bekam mit seiner Geburt den Himmel auf Erden versprochen und niemand wurde gefragt, ob er Leben möchte. Einige könnten behaupten, dieser Wolf hätte Depressionen, aber auch diese Behauptung wäre wieder ein Grund, um Lebewohl zu sagen. Es ist wie ein sich ständig wiederholender Moment. Wie ein Zeitraffer. Ein Traum aus Trauer in schwarz, aber wenn man danach sucht, findet man einen Raum, gefüllt von Licht. Und so war es eben auch bei Jequn. Er fand immer wieder, wenn auch nur kleine Lichtpunkte, die ihn irgendwie am Leben hielten und ihm dieses auf irgendeine Weise versüßten.

[Im Wald / allein]
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Kartane


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Fr Jun 29, 2012 7:50 am

Mit aufmerksamen Augen beobachtete die Weiße den Alpha und Ramyla, welche ihren Plausch noch etwas aufrecht erhielten. Das gab der Fähe genug Zeit, um weiterhin unbemerkte Blicke auf den Grauen werfen zu können. Er sah aus wie jeder andere Wolf – und doch wieder nicht. Kartane konnte es nicht aussprechen oder gar in Gedanken fassen. Aber sie wusste, dass Blake etwas an sich hatte, was sie faszinierte. Sein Körperbau, die Fellfarbe, die Art wie er sich bewegte und sprach, seine Augen. All‘ das ließ sie nicht los. Sie konnte ihn stundenlang betrachten und würde nur zu dem einen Schluss kommen, dass sie ihr Herz hoffnungslos an ihn verloren hatte und nichts lieber als ihn an ihrer Seite haben würde. Sanft neigte sie mit dem Kopf und wedelte leicht mit der Rute – eine Angewohnheit, welche sie nicht abstellen oder unterdrücken konnte. In Blakes Nähe fühlte sie sich ruhig und doch nervös. Aber sie liebte dieses Gefühl. Es war wie ein wilder Ritt durch Berge und Täler und niemand konnte ihr dies nehmen. Vielleicht war es einfach nur Glücklichkeit. Doch diese Glücklichkeit konnte sich schnell ändern. In jedes andere extreme Gefühl umschlagen. Angst, Nervosität, Verzweiflung. Letzteres beschrieb ihre Gefühlslage in dieser Sekunde wohl am Besten. Blake brach allem Anschein nach das Gespräch ab – wegen ihr. Er hatte die Weiße bemerkt, wenn seine Bewegungen auch etwas hektisch und panisch aussahen. Dann verabschiedete er sich von Ramyla und berührte ihre Schnauze mit seiner. Kartane zwang sich ruhig zu bleiben, auch wenn sowohl ihr Körper, als auch ihr Herz das Gegenteil wollten. Sie redete sich selbst ein, dass die beiden sich wahrscheinlich schon ewig kannten und deswegen eine so starke Beziehung zueinander hatten. Ja, so musste es sein. Außerdem stand es Kartane nicht zu, so zu denken. Blake gehörte ihr nicht – auch, wenn sie es sich so wünschte.
Kurz schüttelte sie den Kopf, um die trübseligen Gedanken zu verscheuchen, denn der graue Alpha stand bereits vor ihr. Er sah erwartungsvoll aus. Fast so, als wüsste er, sie wolle etwas sagen. Doch kein Wort, kein einziger Laut kam aus dem Maul der Weißen. Sie blickte Blake einfach nur an – wahrscheinlich sogar mit einer Mischung aus Bewunderung, Verliebtheit und Panik, da sie wusste, dass sie etwas sagen müsste. Sie schaffte es nicht. Die Worte waren verschwunden. So, als wäre der Wind in die Wölfin hinein gefahren und hätte ihr vorsichtig die Worte gestohlen. Einfach so, ohne etwas als Pfand dort zu lassen. Aus ihrer sitzenden Haltung blickte sie zu Blake hinauf, ohne zu sprechen. Ihre Rute wedelte noch immer etwas – nun leichter als zuvor. Ihre Ohren zuckten hier und da für einen Augenblick. Doch sonst schien es, als sein die Zeit stehen geblieben. Angehalten von einem Wesen, dass so mächtig war, dass es über Zeit und Raum herrschen konnte. Momente, die einem den Atem raubten. Aber es währte alles immer nur für einen Augenblick. Ein Zwinkern, das wie eine Ewigkeit erscheint. So war es auch dieses Mal. Kartane erwachte aus ihrer Starre und erhob sich. Ein sanftes Lächeln trat auf die Lefzen der Schattenkriegerin und die Nervosität, die Anspannung war wie vom Winde verweht.

„Es tut mir leid, dass ich dein Gespräch so unhöflich unterbrochen habe. Aber…ich musste einfach zu dir kommen. Um…um bei dir zu sein. Deine Nähe tut mir so unendlich gut. Du beruhigst mich. Zudem weckst du Gefühle in mir, die ich so lange Jahre nicht gespürt habe. Diese Gefühle machen mich wahnsinnig. Wahnsinnig glücklich. Und…ich weiß nicht, wie es ich besser erklären kann“


erklärte die Weiße stammelnd. Ihren Blick hielt sie dennoch auf Blake gerichtet und kämpfte gegen den Drang an, aus Scham nach unten zu blicken. Dies hier war zu wichtig, um sich davor zu verstecken. Sie konnte nicht einfach immer grundlos in Blakes Nähe auftauchen und sich seltsam verhalten. Er hatte ein Recht darauf zu erfahren, warum sie so handelte wie sie es nun einmal tat. Auch wenn sie es vielleicht bereuen würde. Doch lieber lebte sie wieder alleine mit der Gewissheit, Blake von ihren Gefühlen erzählt zu haben, als ständig bei ihm zu sein und alles zwanghaft zu verschweigen. Sie würde daran zerbrechen wie ein kleiner Baum in einem Sturm. Einsamkeit war sie ihr Leben lang gewöhnt. Was also hatte sie zu verlieren? Ein leises Seufzen, ein tiefes Einatmen. Jetzt oder nie.

„Blake…es tut mir unheimlich leid, dass ich dich jetzt mit Dingen überschütten werde, die dir wahrscheinlich mehr Kopfzerbrechen bereiten werden als du ohnehin schon hast. Aber ich denke, du hast ein Recht darauf zu erfahren, warum ich so oft ohne eine plausible Erklärung in deiner Nähe bin. Weißt du. Ich war mein Leben lang allein, hatte nur mich und meinen Schatten. Und dann traf ich auf dein Rudel und du hast mich ohne weiteres aufgenommen. Du hast mir das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Zu etwas dazugehören. Und ganz plötzlich hat sich etwas in mein Herz geschlichen, was ich so viele Jahre nicht gespürt habe. Ich hatte einen Grund hier zu bleiben; nicht wieder zur Einzelgängerin zu werden. Und dieser Grund bist du. Ich kann nicht ohne dich sein. Ich versuche, mich abzulenken, doch egal, wie sehr ich es versuche, mein Blick schweift immer wieder zu dir. Du bist überall. In meinen Gedanken, in meinen Träumen. Und in meinem Herz. Ich kann nicht einfach weggehen. Ich würde mich selbst verlieren. Mehr bliebe nicht übrig. Denn mein Herz…das besitzt bereits du.“

Ihre Stimme war voller ehrlicher Liebe und Zuneigung, doch auch mischten sich Angst, Verzweiflung und etwas Flehendes hinein. Kartane blickte Blake wortlos an. Sie hatte ihm gerade alles erzählt, was ihr die Tage, Wochen durch den Kopf ging. Und nicht ein Wort davon war gelogen gewesen. Sie wusste, dass dies zu dem größten Fehler ihres Lebens werden könnte, doch genauso gut könnte es die beste Entscheidung sein, welche sie in ihrem Leben getroffen hatte. Diese Entscheidung hing nicht an ihrem Schicksal. Nein. Es hing einzig allein an dem Wolf, dem sie es erzählt hatte. Der ihr Herz hatte. Dessen Name in ihren Gedanken immer wieder herumgeisterte. Blake.

[ beobachtet Myla und Blake | Gefühländerungen | starrt Blake an | spricht mit ihm | denkt nach | erzählt ihm die Wahrheit | wartet ]
So, mein ulitmativer Tani Post vorm Urlaub. Ich freue mich schon wahnsinnig auf die Antwort.
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Ariez


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Fr Jun 29, 2012 10:31 am

Wer leuchten will, muss brennen.

Ein Fluch entglitt aus dem weißen Maul der Fähe, die sich mit wilden Bewegungen ihres Beines, versuchte aus dem Gestrüpp zu befreien, dass sich in ihrem Fell verklettet hatte und es nicht losließ. Hätte ihre liebe Mutter die Flüche gehört, hätte sie ihr wohl erst einmal gründlich das Maul mit Flusswasser ausgewaschen, weil es ein schmutziges Wort war. Aber ihre Mutter war Gott weiß wo und deshalb war es ihr auch egal, wenn sie „böse“ Wörter benutzte, bei denen sie schiefer angeguckt wurde als sonst.
Mit einem kräftigen Ruck befreite die Fähe endlich ihr Bein und warf dem Gestrüpp einen gehässigen Blick aus ihren honigfarbenen Augen zu, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte und mit einem Sprung über einen Baumstamm hechtete. Das Leben war so unfassbar scheiße. Jetzt musste sie hier durch diesen bekloppten Wald laufen, in dem es nicht einmal etwas Spannendes gab, zum Beispiel ein paar Eingeweide als nettes Willkommensgeschenk oder ein madenzerfressenes Reh das bis zur Hölle stank. Nein, es war einfach nur stinknormal und langweilig. Hier war scheinbar nie was passiert und hier würde auch nichts passieren, weil es einfach nur eine Gegend war, die ihr aus dem Halse hing wie ein halb zerkautes Stück Fleisch, dass man nicht herunterwürgen konnte.

Sichtlich genervt von ihrer Umgebung schritt Ariez auf einen weniger zugewucherten Pfad aus Pflanzen und stapfte extra laut mit den schmalen Pfoten auf. Wenn sie Glück hatte, würde sie vielleicht irgendwas wecken, dann gäbe es hier wenigstens ein kleines bisschen mehr Spannung, aber leider hatte auch Mutternatur hier kein Erbarmen. Der Wind kam von vorne, so dass die ganzen Gerüche ihr entgegen kamen und es war gewiss nichts Schönes dabei. Sie zog den Nasenrücken kraus und ein Frustlaut verließ ihren Fang. Umkehren konnte sie auch nicht, schließlich wollte sie weiterziehen, aber wenn dieser gestörte Wald nicht bald ein Ende fand, würde sie noch wahnsinnig werden. Also lief sie weiter, Schritt für Schritt. Bis sie mit einem Mal stehen blieb und den gemusterten Kopf hob. Konnte das sein? Gab es hier tatsächlich andere Wölfe? Oh Gott, die Armen. Wie sie feststellte, schien nur einer in der Nähe zu sein. Auch gut, konnte man sie wenigstens nicht zerfleischen, auch wenn das allemal besser war, als mit ihrem gemusterten und hässlichen Gesicht durch die Weltgeschichte zu spazieren.

„Da bin ich ja wirklich gespannt, was für ein durchgeknallter Psycho mir gleich entgegen gesprintet kommt.“, murmelte sie leise und ein Grinsen schlich sich auf ihre Lefzen. Ihre honigfarbene Rutenspitze zuckte etwas und sie fragte sich schon, wie jener fremde Wolf wohl auf ihr hässliches Gesicht reagieren würde. Vielleicht stach er ja aus der Menge heraus und würde sie nicht anstarren, als wäre sie etwas Komisches. Doch mittlerweile hatte die Weißgemusterte diese Hoffnung schon aufgegeben. Sie waren schließlich alle gleich, diese Kackbratzen.
Ariez schob ihren schmalen Leib zwischen zwei Bäumen hindurch und erreichte eine kleine Lichtung. Es war schon seit einiger Zeit dunkel und nur ein schwacher Wind sorgte für ein wenig Kühle, ansonsten war es viel zu warm sie unter dem ungewöhnlich dicken Pelz. Und dort, direkt zwischen den Gräsern lag ein Wolf. Etwas verwirrt blieb Ariez stehen. War er schon tot? Sie trat näher heran. Nein, definitiv nicht, der Arme war wohl nur in dem Glauben, dass Satan ihn schon mit offenen Pranken empfing. Sie seufzte und umkreiste den am Boden liegenden wie eine Beute. Ihre Rute streifte die Grashalme und die kleinen Pfoten traten sanft auf. Nachdenklich betrachtete sie den Dunkelbraunen. Was sollte sie jetzt machen? Einfach weitergehen? Nein, irgendwie gehörte es sich nicht, wobei ihr ein Toter mehr auf der Abschussliste auch nicht wehtuen würde. Wer weiß was er hatte. Maden im Bauch vielleicht oder ein gebrochenes Beinchen. Na schön. Sie trat direkt vor sein Gesicht und würde er die Augen öffnen, würde er wohl nur die weißen Beine erkennen. Ariez war es durchaus bewusst, dass es nicht ungefährlich war, sich einem fremden Wolf so zu nähern. Aber vielleicht wurde sie dann ja endlich von ihrem Leid erlöst – obwohl sie doch eigentlich noch leben wollte. Glaubte sie. War ja eigentlich auch egal. Sie atmete ein und erhob ihre helle Stimme, die wie immer einen sarkastischen Unterton hatte, der ihre Stimme wohl so unsympathisch machte, wie sie selber meinte.

„Hiev dich hoch, Arschgeburt! Wenn du hier pennen willst, kommt Satan und holt dich. Dann gibt’s lecker kross gebratenen Wolf“

[Jequn]
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Jequn


Jequn


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Fr Jun 29, 2012 10:29 pm

Fast regungslos lag Jequn schon dort. Er hoffte wohl auf ein Stündchen Ruhe, doch das Schicksal gönnte ihm selbst so was nicht. Kaum hatte er sich auf dem Boden zwischen Laub und Geäst, zwischen leichtem Wind und einem dunklen Hauch der letzten Sonne platziert, war auch schon ein Wolf in der Nähe. Um nicht sofort in tausend Teile zu zerspringen, blieb er einfach still liegen und atmete tief ein. Zehn mal ungefähr. Als wenn es nicht schon genug wäre, dass jemand Fremdes seine mehr oder weniger verdiente Pause durchbrach, kam dieser auch noch näher und drückte ihm seine Visage ins Gesicht. Es war eine Fähe und so wie sie Jequn im ersten Blick erschien, nicht grade unauffällig.
Der Rüde richtete seinen Kopf und wartete darauf, ob die Fremde etwas zu sagen hatte. Natürlich war es nichts wichtiges. Natürlich brauchte er diese Worte nicht zum Überleben und natürlich hätte er ohne diese Worte eine wundervollen tiefen Schlaf haben können. Aber wenn die Fähe schon einmal hier war, so sollte sie eben den selben Sarkasmus zurückbekommen, dem sie ihm anbot.

»Na wenn mein Fleisch schmeckt, so soll er es haben.«

Kurzerhand richtete Jequn sich auf, schüttelte seinen vollen Pelz und trat ein Stück zurück, um sich die Fähe näher anzusehen. Hier war ihm wohl kein gewöhnlicher Wolf vor die Augen gekommen. Eine seltene, wenn nicht zu sagen, einzigartige Fellzeichnung zog sich über ihren gesamten Körper. Aber vorerst beschloss Jequn, nicht darauf einzugehen. Es würde bloß wieder ein langes Gespräch bedeuten und Jequn war kein Meister der großen Worte. Ein kurzes Keuchen entrann sich seiner Lunge, dann breite sich auf seinen Lefzen ein sarkastisches Lächeln aus.

»Warum bist du hier?«

Das Lächeln stumpfte langsam unter seiner dunklen Stimme ab, dann stand er einfach nur noch da und sah sich das seltsame Wesen vor sich an. Eigentlich wollte er aber gar nicht weiter auf die Fähe eingehen. Nachher folgte sie ihm noch und von Wölfen, die ihn nervten, hatte er wirklich genug. Trotzdem wirkte diese Fähe interessant. Auch wenn Jequn sich nicht sicher war, ob das bloß an ihrer Erscheinung lag.

[Ariez]
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Ariez


Ariez


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1Sa Jun 30, 2012 6:40 am

Komm mir nicht zu nah' sonst kanns gescheh'n, dass wir beide lichterloh in Flammen stehen

Ariez trat einen Schritt zurück, als der Dunkelbraune aufstand und ließ sich dann auf den Hinterläufen nieder, um zu beobachten, was er als Nächstes tat. Er schien ein wenig genervt zu sein, seiner Mimik nach zu urteilen, wahrscheinlich weil sie ihn aus dem weichen Grasbett geholt hatte. Sie hätte sich gerne selber dafür gelobt und würde es einen Preis dafür geben, wer am schnellsten andere auf die Palme brachte, würde sie diesen definitiv bekommen. Doch gerade war es wohl das bevorstehende Gespräch interessanter und Ariez spitzte erwartungsvoll die Ohren, da sie auf den Schwall von Beleidigungen und Beschimpfungen wartete, die sie doch nur zu gerne mit offenen Pfoten empfing. Zu ihrer Bewunderung blieb das allerdings aus und der Dunkelbraune grinste ein wenig. Ariez zog die Augenbrauen hoch und beugte sich ein wenig zurück, wie um den Rüden besser in Augenschein zu nehmen. Seine Augen waren weiß wie Schnee, was sie doch etwas verwunderte. Immerhin war sie hier nicht die einzige mit einer Missbildung, auch wenn man die weißen Augen des Rüden nicht unbedingt als Fluch der Natur strafen konnte. Ansonsten sah er nämlich ziemlich in Ordnung aus, wie sie sich mit einem gedanklichen Seufzen eingestehen musste. Sein sarkastisches Lächeln machte ihn zugleich sympathisch. Wenigstens einer der nicht dumm geboren war. Sie kniff ein wenig die honigbraunen Augen zusammen und grinste ebenfalls.

„Naja, was soll ich hier schon machen. Ich bin nur auf Durchreise. Und was machst du hier? Ein Rudel scheint nicht in der Nähe zu sein, also nehme ich mal an, du bist auch ein Einzelläufer.“


Sie verzog die Lefzen zu einem Grinsen und ihre Rutenspitze zuckte. Dumm schien der Rüde tatsächlich nicht zu sein, immerhin. Außerdem hatte er sie nicht auf ihre äußere Erscheinung angesprochen, was doch auch mal was Nettes war. Schließlich gab es nicht überall so hässliche Wölfe wie sie … wobei die meisten ohnehin schon wirkliche Gesichtsgrätschen waren. Und wo sie so daran dachte, fiel ihr kurzerhand eine Frage ein. Der honigfarbene Blick wanderte empor zu den Dächern der Bäume, über denen langsam die Sterne anfingen zu leben.

„Gibt es hier in der Nähe überhaupt ein Rudel? Ich hätte eigentlich mal wieder Lust, mich einem anzuschließen, weißt du.“

[Jequn]
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Ramyla


Ramyla


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BeitragThema: Re: Kapitel 6 - Zwiespalt   Kapitel 6 - Zwiespalt - Seite 5 Icon_minitime1So Jul 01, 2012 7:46 am

xx Fear in my heart
Fear in my mind
Fear everywhere
Can't leave it behind
xx


    Angst. Angst war wohl eines der schrecklichsten Gefühle, die es gab. Diese Art von Angst, die lähmte und gegen die man nichts tun konnte. Man konnte nur still bleiben, obwohl man das Gefühl hatte, schreien zu müssen. Oder sonst irgendetwas tun. Rennen, kämpfen, gegen die Angst, einfach irgendwas machen. Doch Myla konnte nur nutzlos daliegen und sich von der Angst auffressen lassen. Als die dumme, kleine Wölfin, die zu nichts fähig war. Die ihren Gefährten nicht verdient hatte und auch ihre Freunde nicht - trotzdem war ihr letzteres noch geblieben, irgendwie. Darum würde sie kämpfen. Sie wollte Blake und Cabezan und alle anderen, die vielleicht noch irgendetwas in ihr sahen, spüren lassen, wie dankbar sie ihnen war. Der Dank, den sie Blake gegenüber ausgesprochen hatte, war nicht genug - doch es war ein Anfang.
    Die Angst blieb trotzdem. Um Samir… und auch um ihre Welpen. Die Familie war zerbrochen. Sowohl die kleine Familie, als auch die große. Sowohl Samir und Myla fielen auseinander, als auch das Rudel. War das Schicksal der Heaven Wolves bereits besiegelt? Ramyla wusste nicht einmal, was nun eigentlich weiter passiert war… OB dann noch etwas passiert war. Ob Blake mehr wusste. Was Mika trieb, wo er war, und wo… Samir war. Ramyla wusste nicht einmal, wer sich Mika nun eigentlich angeschlossen hatte. Sie war ja… feige abgehauen.
    Blakes Antwort drang an die Ohren der Beta, die sich reflexartig anlegten. Samir hatte sich verändert, ja. Und sie hatte nichts gemerkt. Sie hatte es nicht merken wollen. Sie hatte… Ramyla spürte, dass erneut die Tränen in ihr hochstiegen und biss sich auf die Lefze, um diese hinunter zu kämpfen. Heulen brachte ganz genau gar nichts. Trotzdem stahl sich eine kleine Träne in ihren Augenwinkel, als Blake ihr versprach, sie immer wieder aufzufangen. Wenn man ganz genau hinsah… dann lächelte die Wölfin dabei jedoch ein ganz, ganz klein wenig. Sie blickte Blake mit grenzenloser Dankbarkeit an und schlug dann die Augen nieder, weil sich erneut Scham in ihr Herz schlich. Hatte sie Blake in letzter Zeit jemals gefragt, wie es ihm ging, was ihn beschäftigte? Nein, hatte sie nicht. Jetzt schien ihr dafür jedoch auch der falsche Zeitpunkt. Jetzt waren da zu viele Probleme, die nicht genannt werden mussten. Sie würden das zusammen schon irgendwie schaffen… irgendwie. Irgendwie mussten sie das schaffen. Aber wie, wenn sie so ein Wrack war…?
    Blake schrak zusammen und Ramyla suchte verwirrt nach dem Grund dafür. Ihre Wahrnehmung war irgendwie… eingeschränkt. Da war zu viel in ihr, um sich richtig auf die äußeren Einflüsse konzentrieren zu können. Erst als sie dem Blick ihres Freundes folgte, bemerkte die Beta eine weiße Silhouette. Kartane. Besonders viel hatte sie noch nicht mit der Fähe zu tun gehabt - aber in letzter Zeit waren einfach die Welpen an allererster Stelle gestanden.
    „Tu das, was du für richtig hältst. Aber pass auf dich auf. Wir reden später weiter, ja?“
    Ramyla versuchte sich an einem Lächeln, brachte aber dann nur ein leichtes Nicken zustande und schlug die Augen nieder, während Blake sich erhob, um sich Kartane zuzuwenden. Natürlich war es dumm und egoistisch, sich jetzt sitzen gelassen zu fühlen, aber irgendwo spürte Myla dennoch dieses verlorene Gefühl und den Gedanken, das dritte Rad am Wagen zu sein. Resigniert bettete die Fähe den Kopf auf die Pfoten. Sie fühlte sich innerlich einfach… kaputt und verzagt.
    Sie wollte ihn sehen - nein, sie musste ihn sehen.
    Mit leerem Blick starrte Ramyla ins Halbdunkel und wünschte sich so sehr, dass es weh tat, dort einen Schatten zu sehen, der sich aus der späten Dämmerung löste. Nur für sie. Doch das würde nicht passieren, da konnte sie noch so lange einen bestimmten Punkt im Zwielicht fixieren, von dem sie glaubte, er habe sich gerade eben noch bewegt.
    Unbewusst lauschte sie und hörte Kartanes Stimme. Langsam schloss sie die Augen, während sie zuhörte. Diese Worte… könnten beinahe von ihr kommen. Wenn auch nicht an Blake gerichtet… Plötzlich war es nicht mehr Kartanes Stimme, sondern die ihres eignen, kleinen, verzweifelten Herzens, die sie da hörte. Gefühle. Wahnsinnig… Wahnsinnig glücklich. Ich kann nicht ohne dich sein… Du bist überall… In meinen Gedanken, in meinen Träumen… Und in meinem Herz. Ich kann nicht einfach weggehen. Ich würde mich selbst verlieren. Mehr bliebe nicht übrig. Denn mein Herz…
    Das besitzt bereits du.

    Tränen liefen Ramyla über die Schnauze. Leise erhob sie sich und verschwand in den Schatten. Sie musste ihn sehen.



xx Blake (& Kartane) x läuft weg xx
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