Blake
| Thema: Legende Fr Jan 29, 2010 7:54 am | |
| Es war einmal ... Vor so vielen Jahren, dass selbst der Rabe das Zeitgefühl verlor und nicht einmal der älteste Wolf sich an diese Jahre erinnern konnte, mussten die Tiere in E'Deverus den härtesten Winter aller Zeiten erleben. Die Erde unter der dichten Schneeschicht war gefroren, die im Sommer blühenden Bäume waren kahl und sahen tot aus. Der eisige Winterwind zog über leere Wiesen, sogar durch dunkle, schutzlose Wälder. Verkrochen in ihren kühlen Höhlen, so mussten die meisten leben. Ohne Nahrung und Wärme war das Leben in dieser Zeit unerträglich. Und der Winter wollte kein Ende nehmen, nie ließ er die Sonne heraus, das Wetter war Tag für Tag trist und kalt und der Himmel mit dunklen Wolken verdeckt. Und zu dieser Zeit lebte eine Fähe. Ihr Pelz war Schneeweiß und ihre Augen hatten die Farben des Winterhimmels. Ihre Name hatte eine Bedeutung, die zu ihrem Antlitz passte: Aquene, der Friede. Und obwohl sie abgemagert und schwach war, war sie doch wunderschön. Sie war Mutter, doch der Winter hatte ihr ihre Welpen genommen - alle bis auf einen. Ein junger Rüde hatte überlebt, vielleicht weil er der Älteste war. Sein Winseln und Fiepen brach Aquene das Herz. Nur noch ihr Welpe hielt sie an der Welt fest, sonst wäre sie vermutlich ebenso gestorben. Und krank und schwach, wie sie damals war, packte sie ihren Welpen im Nackenfell, schleppte sich hinaus in die eisige Winterwelt. Der Wind fuhr ihr wie eine eisige Hand durch das Fell, Schnee wirbelte auf, nahm ihr die Sicht. Doch sie schaffte es sich bis zu einer Klippe zu schleppen. Dort unten schien es ewig weit hinunterzugehen und die Tiefe war verlockend. Doch die Fähe trat wieder zurück, legte ihren Welpen ab und blickte gen Himmel. Sie erinnerte sich an Worte. Worte, die ihr der Vater dieses Welpen gesagt hatte, bevor er sie wieder verlassen hatte. "Es ist deine Aufgabe, Aquene. Nur du kannst diese Zeit hier ändern. Mein Blut und dein Blut, es ist mächtig. Und wie mächtig wird es erst sein, wenn es zusammen ist? Beweise es uns allen, Aquene. Zeig uns, dass du den Mut dazu hast, uns alle zu retten. Setze unsere Zeit zurück auf den Ursprung!"Der Ursprung. Was war der Ursprung? Die Fähe hatte damals die Worte des Grauen Wolfes nicht verstanden, doch nun tat sie es. Der Winter, so schien es ihr, hauste nun schon ein Jahr hier. Es war nicht wärmer geworden, lediglich kälter. Und um das zu ändern, musste sie sich für das Opfern, was sie am meisten liebte. Und das war ihr Sohn. Eine Weile lag sie in dem Schnee, stupste ihren Welpen an, welcher wegen der Kälte noch mehr fiepte und zitterte. "Hab keine Angst. Bald geht es dir besser."Ihre gehauchten Worte gingen im Wind unter. Sie erhob sich und trat auf die Klippen zu. Ein weiterer, sehr starker Windstoß packte ihren ausgemergelten Leib und warf sie über die Felsen. Ohne es zu realisieren, blieb der Welpe liegen, wartete darauf, dass seine Mutter sich wieder zu ihm legte und ihn wärmte. Doch so war es nicht. Eine Weile geschah Garnichts und seine Angst wuchs. Bis er spürte, wie etwas sanftes ihn berührte, wie plötzliche Wärme von seinem Herzen ausging. Doch es war nicht seine Mutter ... es war etwas anderes. Er wusste nicht, was geschah, er spürte nur ihre Anwesenheit, ihre Wärme, in seinem Herzen. "Himmelswolf."Dieses Wort wiederholte sich immer und immer wieder in E'Deverus, in allen Stimmen und Tonlagen, hell und dunkel, flüsternd und geschrien. Der Himmel klärte sich. Der Schnee schmolz, der Wind verschwand und die Sonne kam. Dies war der Ursprung, der Ursprung von allem. E'Deverus war neu hergestellt und der Himmelswolf endlich geboren. Und so vererbte sich sein Blut immer weiter, von Generation zu Generation und auch noch heute gibt es Wölfe in E'Deverus, welche ebenfalls das Blut des Himmelgottes besitzen. |
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